Samstag, 11. März 2006 / 15:00:00
Slobodan Milosevic ist tot
Den Haag - Der wegen Kriegsverbrechen angeklagte frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic ist tot. Der 64-Jährige wurde leblos in seiner Zelle im Gefängnis des UNO-Tribunals in Den Haag aufgefunden.
«Der Gefängniswärter hat sofort seine Vorgesetzten und einen Arzt informiert. Dieser hat den Tod von Slobodan Milosevic festgestellt», erklärte das Tribunal. Die Familie Milosevics sei informiert worden.
Die Todesursache werde untersucht, teilte des Tribunal weiter mit. Der Ex-Präsident hatte in der Vergangenheit immer wieder über Herzprobleme und hohen Blutdruck geklagt. Wegen gesundheitlicher Probleme musste das Verfahren gegen ihn mehrmals unterbrochen werden.
Zuletzt hatte Milosevic darauf gedrungen, zur medizinischen Behandlung nach Moskau ausreisen zu dürfen. Das UNO-Tribunal hatte dies am 24. Februar abgelehnt. In Russland lebt Milosevics Bruder, auch seine Frau und sein Sohn werden dort vermutet.
Prozess seit 2002
Milosevic war 2001 an das UNO-Tribunal unter Chefanklägerin Carla Del Ponte in Den Haag ausgeliefert worden. Im Februar 2002 begann der Prozess gegen ihn.
Milosevic musste sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Völkermordes in den Balkan-Kriegen verantworten. Im Herbst 2004 übernahm er seine eigene Verteidigung. Im Falle eines Schuldspruchs drohte ihm lebenslange Haft.
Gewissenloser Pragmatiker
Bis zu seinem Sturz im Oktober 2000 hatte Milosevic das damalige Jugoslawien mit harter Hand regiert. Er erwarb sich dabei den Ruf eines gewissenlosen Pragmatikers, der stets die Mittel des Krieges und des Nationalismus für seinen Machterhalt auszunutzen wusste.
Am vergangenen Wochenende hatte der als Kriegsverbrecher verurteilte frühere Anführer der kroatischen Serben, Milan Babic, in UNO-Haft in Den Haag Selbstmord begangen.
bert (Quelle: sda)
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