Sonntag, 12. März 2006 / 15:14:53
Del Ponte hält Selbstmord Milosevics für möglich
Den Haag - UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte hat einen Selbstmord des früheren jugoslawischen Staatschefs Slobodan Milosevic nicht ausgeschlossen.
Entsprechende Behauptungen bezeichnete sie aber als Gerüchte. Vor den Medien in Den Haag empfahl sie, die Ergebnisse der für den selben Tag geplanten Autopsie abzuwarten. Del Ponte wies darauf hin, dass erst vor einer Woche ein Häftling sich in dem UNO-Gefängnis das Leben genommen hatte.
Dies zeige, dass ein solche Handlung möglich sei. Klarheit über die Ursache von Milosevics Tod könne aber nur die Autopsie schaffen. Der rechtskräftig verurteilte frühere Anführer der kroatischen Serben, Milan Babic, hatte am 6. März im Tribunal-Gefängnis bei Den Haag Selbstmord begangen.
Keine Gerechtigkeit
Del Ponte bedauerte den Tod Milosevics, da den Opfern der von ihm zu verantwortenden Gräueltaten auf dem Balkan nun keine Gerechtigkeit widerfahren könne.
Sie kündigte aber an, in anderen Verfahren zu den selben Anklagepunkten, die auch Milosevic zur Last gelegt wurden, den Nachweis zu führen, wie der Völkermord an den bosnischen Muslimen geschehen konnte.
Auslieferung Karadzics
Erneut verlangte sie die Auslieferung der ehemaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und Ratko Mladic an das Tribunal. Der Tod Milosevics mache es noch dringender, diese beiden vor Gericht zu stellen, sagte sie.
Der Präsident des UNO-Tribunals, Fausto Pocar, bestätigte, dass ein nach dem Auffinden von Milosevic am Samstag herbeigerufener Mediziner zwar den Tod, aber noch nicht die Todesursache habe feststellen können.
Daher sei eine Autopsie der Leiche angeordnet worden. An ihr würden auch Vertrauenspersonen der serbischen Regierung teilnehmen.
Massaker in Srebrenica
Der frühere Präsident Jugoslawiens wurde verantwortlich gemacht für die Gräueltaten während der Bürgerkriege auf dem Balkan in den 90er Jahren nach dem Auseinanderfallen seines Staates. Unter anderem wurde ihm das Massaker von Srebrenica zur Last gelegt. Mit einem Urteil war noch in diesem Jahr gerechnet worden.
ht (Quelle: sda)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Keine Spuren einer Vergiftung Milosevics
Freitag, 17. März 2006 / 18:00:39