Samstag, 11. März 2006 / 19:16:07
Reaktionen auf Milosevic-Tod
Berlin - Wenige Monate vor einer Urteilsverkündigung des Haager Kriegsverbrechertribunals ist der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic gestorben. Die Reaktionen waren zahlreich.
UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte bedauert den Tod Milosevics. Im Schweizer Fernsehen zeigte sie sich überzeugt, dass der Prozess zu einem Ende gekommen und Milosevic verurteilt worden wäre. Dazu seien genug Beweise vorgelegt worden, sagte sie.
Der Tod Milosevics sollte die Versöhnung auf dem Balkan nicht behindern, hiess es aus dem Aussenministerium in Bern. Dieser Prozess müsse auf der Ebene der Justiz weitergehen.
Milosevic´ Opfer bedauerten, dass der Hauptverantwortliche für die Balkankriege sich nun nicht mehr für seine Taten verantworten muss. Vertreter der EU forderten die Serben auf, in die Zukunft zu schauen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Äusserungen:
Hajra Catic, Vorsitzende eines Verbandes überlebender Frauen von Srebrenica: «Es ist schade, dass er niemals verurteilt werden wird und wir den Schuldspruch nicht hören werden. Aber es scheint, als habe Gott ihn bestraft.»
Der Präsident Bosnien-Herzegowinas, Sulejman Tihic: «Es wäre für die Opfer, die Wahrheit und Gerechtigkeit besser gewesen, wenn er lange genug gelebt hätte, um das Ende seines Prozesses zu erleben.»
Fatmir Sejdiu, Präsident des Kosovo: «Alle seine Aktionen und die seines Apparats waren gegen die Kosovo-Albaner und gegen die menschliche Rasse gerichtet.»
Vuk Draskovic, Aussenminister von Serbien-Montenegro: «Es ist schade, dass er nicht mit der Justiz in Belgrad konfrontiert wurde.»
Miguel Angel Moratinos, spanischer Aussenminister: «Milosevic wird von der Geschichte beurteilt werden, ein wenig auch von der serbischen Nation und der internationalen Gemeinschaft.»
Deutscher Aussenminister Frank-Walter Steinmeier: «Milosevic ist und war ein Mann der Vergangenheit.»
Französischer Aussenminister Philippe Douste-Blazy. «Es ist erschreckend, dass es 80 Flugminuten von Paris ethnische Säuberungen geben konnte, während man glaubte, zum Frieden zurückgefunden zu haben, und die Europäische Union bestand.»
Jack Straw, britischer Aussenminister: «Ich hoffe sehr, dass sein Tod den Menschen von Serbien ermöglicht, besser mit ihrer Vergangenheit zurechtzukommen, was der einzige Weg ist, angemessen mit ihrer Zukunft umzugehen.»
rr (Quelle: sda)
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