Dienstag, 22. Januar 2008 / 16:14:55
Keine unmittelbare Gefahr für Schweizer Konjunktur
Zürich - Der Kurssturz an den Aktienmärkten weckt auch Ängste um das Schweizer Wirtschaftswachstum. Konjunkturbeobachter sehen derzeit aber noch keine unmittelbare Rezessionsgefahr. Hält die Börsenbaisse an, könnte die Konsumlust allerdings leiden.
«Natürlich drückt die Situation auf den Aktienmärkten derzeit auf die Stimmung», sagt Daniel Kalt, Leiter «Economic & Swiss Research» bei der UBS.
Bei den Ökonomen der Grossbank beobachte man die Entwicklung derzeit «Gewehr bei Fuss»: Einen Grund für «Weltuntergangsstimmung» sehe man derzeit aber nicht.
Konsumdämpfung
Ob die Börsenbaisse auf die Schweizer Konjunktur übergreife, hänge vor allem von deren Dauer ab, meint der Direktor von BAK Basel Economics, Urs Müller. Dauerten die Ausschläge an den Aktienmärkten nur kurz an, werde das die reale Wirtschaft kaum beeinflussen. Eine über Monate dauernde Baisse könnte allerdings den Konsum dämpfen.
Dass der private Konsum durch Vermögensverluste an den Aktienmärkten beeinträchtigt werde, schliesst auch Credit Suisse-Ökonom Patrick Muhl nicht aus. Dem spreche allerdings die gute Lage der Beschäftigung in der Schweiz entgegen - für die Stimmung der Konsumenten ein bestimmender Faktor.
Schwäche der US-Wirtschaft
Fest scheinen die Finanzmärkte mit einer Rezession in den USA zu rechnen: «Diese ist in den jetzigen Börsenbewertungen bereits eingepreist», beobachtet UBS-Ökonom Kalt. Bei der UBS rechne man aber eher mit einer milderen, dafür langanhaltenden Wirtschaftsschwäche als mit einer scharfen Rezession in den USA.
Die Konsequenzen der Abschwächung in den USA auf die Schweizer Wirtschaft ist laut einhelliger Meinung aber begrenzt. Laut einer neuen Studie der Credit Suisse sei die Abhängigkeit der Schweizer Wirtschaft von den USA «relativ moderat», sagt etwa CS-Ökonom Muhl.
Prognosen bleiben
Einen Grund, ihre Prognosen zu korrigieren, sehen die Wirtschaftsauguren derzeit nicht. «Die Schweizer Wirtschaft ist in einer guten Ausgangslage», meint UBS-Ökonom Kalt. Mit ihrer Wachstumsprognose von 2,3 Prozent für 2008 sei die UBS aber sicher «am oberen Rand».
Bisher habe man bei der Schweizer Wirtschaft - ausser einer Abschwächung im Bankenbereich - noch keine Bremseffekte gesehen, sagt CS-Ökonom Muhl. Auch die Credit Suisse halte derzeit an ihrer Prognose von 1,9 Prozent fest: Dies trotz der Risiken eines tieferen Wachstums.
Auch BAK und KOF unverändert
Auch die BAK sieht derzeit noch keinen Anlass ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent anzupassen, wie BAK-Ökonom Müller sagt. Je nachdem, wie sich die Finanzmärkte entwickelten, sei eine Korrektur nach unten aber möglich.
An ihrer Prognose von 2,1 Prozent für 2008 hält auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) fest, wie ein Sprecher sagte. Ihre nächsten Prognosezahlen werde die KOF im kommenden März veröffentlichen.
von Thomas Pohl (Quelle: sda)
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