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Freitag, 26. Januar 2007 / 12:30:00

Der Wirtschaft den Prozess machen?

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Die Justiz ist – was grosse Firmen und Firmenzusammenbrüche angeht – im Moment überall sehr beschäftigt. Die Frage ist nun allerdings: Sind die Firmen so viel schlimmer oder sind die Masstäbe strenger geworden?

Die achtziger Jahre brachten ja einen grossen Wandel in der Wirtschaftskultur mit sich. Bestimmten bis dahin Gründer und Erben die Geschicke von grossen Firmen, so übernahmen zu jener Zeit Manager die Führung der Firmen und zwar nicht nur – wie bis dahin – als hohe aber gesichtslose Angestellte, die eigentlich auswechselbar waren, sondern als Repräsentanten, welche zum Gesicht der Firma wurden.

Genau mit diesem Paradigmenwandel fiel auch ein erster grosser Börsenboom, mit dem die pure Habgier zum ersten mal als Tugend etabliert wurde, zusammen. Investoren wie Michael Milken, Ivan Boesky und in der Schweiz Werner K. Rey, welche spätestens nach dem Crash von 1987 eine Bruchlandung machten und sich in der Folge vor Gericht verantworten mussten, waren Kinder jener Zeit.

Die Börse rappelte sich wieder auf und spätestens mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks wurden völlig neue Türen aufgestossen. Firmen sahen sich auf einmal befreit von ideologischen und geographischen Fesseln, der Kapitalismus begann seine grosse Party zu feiern und die Staaten fingen an, Industrien, die bis dahin eng kontrolliert worden waren, zu deregulieren.

Neue Techniken erlaubten Finanztransaktionen in unglaublicher Geschwindigkeit und Konzerne begannen, wie wild mit ihrer «Kriegskasse» andere Firmen aufzukaufen. In dieser Zeit wurden die CEO's von Weltfirmen zu eigentlichen Superstars hoch gepusht, Firmenbosse befanden sich auf einmal auf Augenhöhe mit Staatschefs, machten sich daran, sogar noch eine Ebene höher zu steigen. Für Börse und Wirtschaft schien der Himmel die Grenze zu sein..., und diese würde sich sicher auch noch verschieben lassen.

Doch mit dem Jahr 2000 kam auch der Dot-Com-Crash. Hunderte von Milliarden an Kapital wurden innert einiger weniger Monate an der Börse vernichtet. Auf einmal wachte die Welt mit einem bösen Kater nach einer jahrelangen Party auf, viele der vormaligen Superstars wurden zu Parias und auf einmal dämmerte es vielen Politikern, dass eventuell eine gewisse Kontrolle und gewisse Standards in der Wirtschaft nicht nur auf dem Papier gut aussehen würden. Es wäre auch ganz gut, wenn diese Gesetze eingehalten würden.

Ganz freiwillig kamen die Regierungen freilich nicht zu dieser Realisation – das Murren der kleinen Leute wurde immer vernehmlicher. Niemand wollte mehr einsehen, dass Manager ohne grosses persönliches Risiko gigantische Löhne beziehen dürfen, sogar bei Versagen riesige Abfindungen bekommen und die entlassenen Arbeiter von ruinierten Firmen dann die Zeche bezahlen müssen.

Die Reaktion der Politiker ist logisch: Wenn nun eine Firma hopps geht, wird der Staatsanwalt losgelassen: Gebt dem Volk, was es fordert. Allerdings ist das ganze meistens nicht so einfach, wie man es gerne hätte. So ist der Niedergang der Swissair, mehr als 5 Jahre danach, viel komplexer, als man dies meist wahrhaben will. Denn, machen wir uns nichts vor, die Schweizer und ihre Presse waren am Anfang - als SR-Chef Bruggisser seine Hunter-Strategie lancierte und AUA und SAS verprellt hatte – Feuer und Flamme für die Expansion der Swissair. Aus der Ikone sollte ein Gigant werden. Die Eigendynamik war an einem gewissen Punkt nicht mehr zu bremsen. Blöderweise kamen die Probleme 2001, in einer Zeit der generellen Panik und des Zweifels. Und als dann auch noch die Terroranschläge kamen, war der Ofen praktisch aus. Als Mut und Entschlossenheit gefragt war, hatten alle nur noch Angst und wollten sich aus der Schusslinie ducken. Der Prozess ist eine Farce, denn die Schuld – sofern es eine gibt - ist viel weiter verteilt, als es die meisten wahrhaben wollen.

Bei Siemens und VW präsentieren sich die Dinge völlig anders. Dort hatten Korruption und Vetternwirtschaft um sich gegriffen – Praktiken, die vor 20 Jahren noch kaum einen Hund hinter dem Ofen hervor gelockt hätten. Dass dies heute nicht mehr so ist, ist gut.

Es wandelt sich was und es muss sich noch mehr ändern. Manager müssen wieder auf eine realistische Grösse gestutzt, ihr Handeln auf Gesetzestreue geprüft werden. Doch es soll sich niemand der Illusion hingeben, dass Gesetze und Prozesse Pleiten, Pech und Pannen in der Wirtschaft verhindern können.

Jeder Unternehmer weiss, dass Risiko ein Teil des Geschäftes ist: Jede Firma kann Pleite gehen, auch jene, die nichts riskieren (wie die US-Auto-Industrie). Fehler werden in der Regel vom Markt bestraft. Den Staatsanwalt jenen nachzujagen, die sich etwas – wenn es auch das Falsche war – getraut haben, ist hingegen ein Irrweg, der jeden unternehmerischen Mut und so auch die Wirtschaft im Keim ersticken wird.

von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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