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Freitag, 5. Januar 2007 / 11:22:22

Macht Mörder morden Sinn?

.

Es ist eigentlich pervers, dass ausgerechnet die Hinrichtung von Saddam Hussein und die Verbreitung eines widerlichen Handy-Filmchens die Diskussion um die Todesstrafe wieder in Gang bringt. Dabei scheint ja der 'Fall Saddam' fast ein Referenzobjekt für die Befürworter des Galgens zu sein. Ein Tyrann, der Tausende Menschen im eigenen Land foltern und umbringen liess, ein Diktator, der Kriege aus reiner Machtgier vom Zaun riss und ganze Generationen von jungen Männern in den Tod in den Sümpfen des Schatt-al-Arab jagte.

So gesehen, könnte man durchaus sagen, hat dieser Mann den Tod verdient: Wer so viel leiden und sterben auf seinem Gewissen hat, der verwirkt sein Recht, weiter zu leben. Weder bei den Irakern noch bei den Amerikanern gab es da grosse Fragen darüber, ob das Urteil auch vollzogen werden sollte. Zwar bestanden gewisse Differenzen wegen des Datums, aber mehr nicht.

Doch dann wurde die Hinrichtung von zwei hochrangigen Regierungsmitgliedern mit ihren Handys gefilmt und sie konnten der Versuchung, dieses Dokument der grausigen Banalität an alle Bekannten weiter zu schicken, offenbar nicht widerstehen.

Es hatte schon zuvor Proteste – speziell von westeuropäischen Regierungen - gegen die Hinrichtung gegeben. Diese wurden nun auch noch von der UNO aufgegriffen und in der Folge sind die Hinrichtungen von Saddams Halbbruder Barsan al-Tikriti und dem ehemaligen Richter Awad al-Bandar aufgeschoben worden.

Diese Gnade scheint im Angesicht der Tatsache, dass in vielen Ländern andere Menschen auf ihren Tod durch die Justiz warten, absurd. Vor allem weil sich viele von jenen Todeskandidaten nur wesentlich kleinerer Verbrechen schuldig gemacht haben und viele sogar unschuldig auf ihre letzte Stunde warten.

Das Bewusstsein, dass die Todesstrafe eine Sackgasse ist, etabliert sich unterdessen auch wieder in den USA. Studien, bei denen zu Tage trat, dass vermutlich ein hoher Prozentsatz der Todeskandidaten unschuldig einsitzt, waren vor einiger Zeit ein erheblicher Schock. Das Realisieren, dass jedes Jahr Unschuldige sterben, war ein ziemlicher Schlag für die Befürworter solcher Strafen. Fast noch schlimmer hingegen waren die Enthüllung über dilettantisch ausgeführte Hinrichtungen, die eher an Foltersitzungen, denn an die möglichst schnelle und schmerzlose Tötung eines Delinquenten gemahnten.

Fast aus dem öffentlichen Bewusstsein des Westens verschwinden zudem jene Justizopfer in Ländern wie Libyen (der Schauprozess gegen die bulgarischen Krankenschwestern ist noch in übelster Erinnerung), China (Spitzenreiter was Hinrichtungen angeht) oder Nordkorea, der Iran und die Steinigungen in Saudi Arabien.

Der Anspruch der Todesstrafe, die ultimative Justiz zu sein, die einzige Strafe, die so hart wie die begangene Straftat ist, wird spätestens hier völlig ad Absurdum geführt und vielfach zur ultimativen Ungerechtigkeit.

Was die Todesstrafe mit den Verurteilten macht, ist klar: die physische Auslöschung eines Menschen, die Entfernung seiner Existenz. Doch was macht die Todesstrafe mit der Justiz, der Gesellschaft, die sie verhängt? Mit den Individuen, die sich an ihr ergötzen (sei es etwa an verwackelten Handy-Videos).

Hinrichtungen rauben den letzten Rest an Menschenwürde. Als erstes natürlich die Würde des Hingerichteten, der da am Strick hängt, zappelnd, seinen Darm entleerend, ein letztes Mal zuckend. Doch ebenso entwürdigt es die Richter, die Scharfrichter, die Zeugen und die Gesellschaft, in deren Namen diese stattfinden.

Einst waren Hinrichtungen die grosse Attraktion, zu der die ganze Stadt zusammenströmte, wo gejubelt und gehöhnt wurde, wenn wieder einer durch die Falltüre sauste. Auch wenn heute vielerorts nicht mehr öffentlich hingerichtet wird, so ziehen diese Tötungen durch den Staat die ganze Gesellschaft auf eine tiefere Ebene. Sie pflanzen in allen Köpfen den Gedanken ein, dass es in Ordnung ist zu töten, ist man ja selbst auch ein Teil dieser Gemeinschaft, die Leben im Namen der Gerechtigkeit auslöscht – Gewalt wird so zur permanenten Installation.

Nein, Mörder zu morden macht soviel Sinn wie Feuer mit Benzin löschen zu wollen...

von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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