Sonntag, 20. Juli 2008 / 16:10:38
Schweizer Emissär wehrt sich gegen Vorwürfe
Bern/Zürich - Der Schweizer Kolumbien-Vermittler Jean-Pierre Gontard hat die Vorwürfe der kolumbianischen Regierung, er habe als Geldbote der FARC-Guerilla gedient, in einer in der «NZZ am Sonntag» veröffentlichten Erklärung zurückgewiesen.
«Ich habe für die FARC nie Geld transportiert», erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme, die auch der Nachrichtenagentur SDA vorlag. «Der Transport und die Übergabe des Geldes wurden durch andere Personen als mich durchgeführt», schrieb er weiter.
Kolumbien wirft Gontard vor, bei der Befreiung von zwei Novartis-Mitarbeitern im Jahr 2001 der FARC-Guerilla knapp 500'000 Dollar Lösegeld übergeben zu haben. Gontard habe damit seine Funktion als «Mediator» überschritten.
Rückendeckung von Novartis
Der kolumbianische Generalstaatsanwalt Mario Iguarán hatte verlauten lassen, er wolle eine Strafuntersuchung gegen Gontard einleiten. Hinweise auf den Geldfluss seien im Mail-Ordner auf dem Computer des in Ecuador getöteten FARC-Kommandanten Raúl Reyes gefunden worden, hiess es in Bogota.
Die Schweiz stellte sich daraufhin mit deutlichen Worten hinter ihren Vermittler und verlangte von Kolumbien, die wiederholten Angriffe gegen Gontard zu beenden. Auch Novartis unterstützte Gontard. Es ist die erste direkte Stellgungnahme Gontards in dieser Sache.
«Ich war nicht Quelle des Gerüchtes»
Gontard stritt in der schriftlichen Erklärung zudem ab, Quelle des Gerüchts gewesen zu sein, wonach die Befreiung der Grünenpolitikerin Ingrid Betancourt und 14 weiterer Geiseln inszeniert gewesen und Geld geflossen sei.
Er betonte, dass er nichts von einer allfälligen Zahlung in diesem Zusammenhang wisse. Er wiederholte zudem seine frühere Einschätzung, dass es sich um eine «brillante militärische Operation, ohne Tote und Verletzte» gehandelt habe.
Über eine Geldzahlung für die Befreiung der Geiseln war vom Westschweizer Radio unter Berufung auf eine zuverlässige Quelle berichtet worden.
ht (Quelle: sda)
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