Mittwoch, 2. Juli 2008 / 21:43:36
FARC-Geisel Betancourt mit Husarenstreich befreit
Bogotá - Die französisch-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt ist mehr als sechs Jahre nach ihrer Verschleppung wieder frei. Die Armee befreite sie durch ein Täuschungsmanöver zusammen mit 14 weiteren Geiseln aus der Gewalt der Rebellenorganisation FARC.
Nach ihrer Ankunft auf einem Militärflughafen in Bogotá am Mittwochnachmittag (Ortszeit) fiel die 46-Jährige als erstes ihrer Mutter Yolanda Pulecio und dann ihrem Mann Juan Carlos Lecompte in die Arme.
Bei einer Ansprache sagte Betancourt, die gesundheitlich in erstaunlich guter Verfassung zu sein schien, auf Spanisch und Französisch: «Ich danke Euch Kolumbianern. Ich danke Euch Franzosen und allen, die mich weltweit begleitet haben».
Undercover-Agenten
Die Befreiung fand in einem Waldgebiet des Verwaltungsbezirks Guaviare im Südwesten des Landes statt, wie der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Manuel Santos auf einer Pressekonferenz sagte.
Seinen Angaben zufolge war es gelungen, eigene Leute in den «obersten Zirkel» der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) einzuschleusen.
Falsche Befehle
Da die Geiseln zunächst in drei Gruppen aufgeteilt worden seien, hätten die Undercover-Agenten zunächst mit einem gefälschten Befehl von FARC-Chef Alfonso Cano bewirkt, dass die Geiseln wieder zusammengeführt wurden.
Die eingeschleusten Agenten machten den FARC-Rebellen demnach zudem glaubhaft, Cano habe den Transport der Geiseln in den Süden des Landes angeordnet. Daraufhin wurden die Gefangenen laut Santos in einen Helikopter verfrachtet, der in Wirklichkeit der Armee gehörte und in dem sich kolumbianische Geheimdienstagenten befanden.
Grosse Freude
Für die Freilassung Betancourts hatten sich Frankreich, Spanien und die Schweiz eingesetzt. Die drei Regierungen zeigten sich denn auch hoch erfreut über die Freilassungen.
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gratulierte der kolumbianischen Regierung für die Aktion, bei der es keine Opfer gegeben habe. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy bedankte sich bei der Schweiz und Spanien für ihre Bemühungen.
Die Befreiung der kolumbianischen FARC-Geisel Ingrid Betancourt hat in vielen Teilen der Welt Freude ausgelöst. In Bogotá versammelten sich aus Freude über Betancourts Freiheit hunderte Menschen auf den Strassen.
Die FARC ist mit rund 17'000 Mitgliedern die grösste kolumbianische Rebellenorganisation. Sie hält noch schätzungsweise zwischen 700 und 1000 Geiseln in ihrer Gewalt.
bert (Quelle: sda)
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