Samstag, 30. Dezember 2006 / 08:06:46
Gemischte Reaktionen zur Hinrichtung Saddams
Washington - Die Hinrichtung des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein durch den Strang hat weltweit die Gegner der Todesstrafe geeint.
Zwar sei der frühere Machthaber für schwere Verletzungen der Menschenrechte verantwortlich, das rechtfertige die Todesstrafe aber nicht, sagte der finnische Aussenminister und EU-Ratsvorsitzende Erkki Tuomioja.
Der Europarat verurteilte die Hinrichtung als barbarisch und forderte den Irak zur Abschaffung der Todesstrafe auf.
Russland bedauerte, dass die Appelle mehrerer Nationen und Organisationen an die irakischen Behörden, von der Todesstrafe gegen Saddam abzusehen, ungehört blieben.
Kritik vom Vatikan
Unmissverständliche Kritik an dem Urteil übten auch der Vatikan und der Weltkirchenrat. Die Nachricht von der Hinrichtung Saddams sei «tragisch». Es bestehe «das Risiko, dass dies den Geist der Rache noch anstachelt und neue Gewalt sät», sagte Vatikansprecher Federico Lombardi.
Für die Organisation Human Rights Watch schliesslich ist die Tötung Saddams ein bedeutsamer Schritt weg von den Menschenrechten.
Die USA und der Iran bewerteten die Exekution hingegen positiv. Für US-Präsident George W. Bush ist die Hinrichtung ein Meilenstein auf dem Weg zu einem demokratischen Irak. Saddam habe ein faires Verfahren erhalten, das er den Opfern seines brutalen Regimes verweigert habe.
Der Iran bezeichnete Saddams Tod als «Sieg für das irakische Volk». Auch in Polen hiess der stellvertretende Aussenminister Pawel Kowal die Hinrichtung gut. Er sei zwar ein Gegner der Todesstrafe, mache in diesem Fall aber eine Ausnahme, sagte er im polnischen Radio.
Gemischte Gefühle in der arabischen Welt
Mit gemischten Gefühlen wurde die Hinrichtung von Saddam Hussein in der arabischen Welt aufgenommen. Muslimische Pilger in Mekka veruteilten die Hinrichtung Saddams am islamischen Opferfest als eine Verletzung ihrer religiösen Gefühle. Die irakischen Schiiten feierten dagegen den Tod Saddams.
Die offiziell aufgelöste Baath-Partei von Saddam Hussein hat die Iraker zum Kampf gegen die Besatzer aus den USA und dem Iran aufgerufen.
Zugleich wird in dem Appell vor einem Bürgerkrieg im Irak gewarnt. Der «Dschihad» dürfe nicht in einen Bruderkrieg ausarten, sondern müsse sich gegen die Besatzer des Landes richten.
Die Baath-Partei hatte bereits Anfang der Woche für den Fall der Hinrichtung Saddam Husseins Vergeltungsanschläge auf US- Einrichtungen «in aller Welt» angekündigt.
smw (Quelle: sda)
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