Mittwoch, 27. Dezember 2006 / 21:32:28
Saddams Hinrichtung im Irak umstritten
Bagdad - Am Tag nach der Bestätigung des Urteils gegen den ehemaligen Gewaltherrscher und zwei seiner Gefolgsleute gingen im Westen und im Irak die Meinungen auseinander.
Das Büro von Ministerpräsident Nuri al-Maliki erklärte in Bagdad, es hätten sich bereits hunderte Iraker aus allen Religions- und Volksgruppen als Henker beworben. Allerdings sei ein solcher Posten gar nicht ausgeschrieben, sagte Al-Malikis Berater Bassam al- Husseini.
«Das ist ein gerechtes Urteil, Saddam hat das irakische Volk unterdrückt. Aber es kommt zur falschen Zeit, weil wir gerade eine Gewaltwelle durchmachen», sagte Mohammed Nasir aus der irakischen Hauptstadt.
Die Baath-Partei von Saddam Hussein drohte im Internet denn auch bereits mit Rache. Einige Menschen äusserten aber auch die Hoffnung, mit dem Tode des Ex-Diktators würden seine Anhänger klein beigeben.
Noch mehr Verbrechen aufklären
Doch in Bagdad erhoben sich auch Stimmen, die aus anderen Gründen für einen Aufschub plädierten. Nur dann könnten auch die anderen 13 Saddam Hussein zur Last gelegten Gewalttaten wie der Massenmord an den Kurden Ende der 80er Jahre oder der Überfall auf Kuwait 1990 vor Gericht kommen.
Staatspräsident Dschalal Talabani, ein sunnitischer Kurde, hat es deswegen bereits abgelehnt, die vom irakischen Appellationsgericht am Dienstag bestätigten Todesurteile zu unterzeichnen.
Präsidentenunterschrift fehlt noch
Die Todesurteile müssen nun binnen 30 Tagen vollstreckt, zuvor aber vom Präsidenten unterzeichnet und das Justizministerium mit der Durchführung beauftragt werden. Talabani hat keine rechtliche Handhabe, um die Verurteilten zu begnadigen.
Auch im Westen sind die Meinungen geteilt: Während Deutschland und Italien eine Hinrichtung ablehnten, begrüssten die USA das Todesurteil als «Meilenstein». Frankreich kommentierte die angekündigte Hinrichtung zurückhaltend.
fest (Quelle: sda)
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