Dienstag, 27. Juni 2006 / 08:37:23
Schweizer Erfindungen mit Weltmarktpotenzial
Zum 18. Mal hat die W. A. de Vigier Stiftung am Donnerstag, 22. Juni 2006, in Solothurn ihre Förderpreise verliehen. Ausgezeichnet wurden drei Jungunternehmer-Teams aus Zürich, Küssnacht am Rigi und Lausanne, die für ihre Aufsehen erregenden Entwicklungen im Hightechbereich je 100 000 Franken Startkapital für eine eigene Firma erhalten. Der Preisverleihung wohnte viel Polit- und Wirtschaftsprominenz bei.
Seit 1989 unterstützt die W. A. de Vigier Stiftung jedes Jahr förderungswürdige Schweizer Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer mit dem grosszügigen Startkapital zur Gründung einer eigenen Firma. Gemäss Moritz Suter, Crossair-Gründer und Präsident der Stiftung de Vigier, soll das Preisgeld zukunftsträchtigen Projekten zur Marktreife verhelfen. Der höchst dotierte und bedeutendste Förderpreis der Schweiz leistet so einen wichtigen Beitrag im Bereich der privaten Wirtschaftsförderung. Nach der Preisverleihung als primär hervorragende und öffentlichkeitswirksame Plattform erhalten die Preisträger zudem langfristige fachliche Begleitung und Unterstützung durch die Stiftung.
Virendüsenjäger erkennt Krankheiten in wenigen Minuten
Statt 48 Stunden nur noch 20 Minuten auf die Laboranalyse warten und dafür auch noch viel weniger bezahlen als heute: Was wie ein Märchen klingt, könnte in naher Zukunft Alltag werden und das Leben von Ärzten und Patienten einschneidend verändern. Die beiden Biomediziner Tomas Svoboda und Amar Rida von Spinomix, einem Spin-off-Unternehmen der ETH Lausanne, haben als Weltneuheit ein voll automatisiertes Diagnose- und Messgerät entwickelt, das in Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel Krankheitserreger und andere Substanzen entdeckt. Vereinfacht gesagt: Das Gerät schickt Abermillionen Nanojäger hinaus, die nach Krankheitserregern suchen und sichtbar machen. Aids-Erreger beispielsweise. Die bislang tagelange und vielfach zermürbende Warterei auf das Testresultat fällt weg.
Das molekulare Spinomix-Gerät ist etwa so gross wie ein Laptop und kann in jeder Hausarztpraxis eingesetzt werden. Neben der Früherkennung von Krankheiten dient es noch vielen weiteren Zwecken. Die oftmals lebenswichtigen Kontrollen bei chronische Patienten beispielsweise scheiterten bis jetzt daran, dass die quantitative Analyse von Proteinen und Nukleidsäuren zu aufwändig und kostspielig war, um sie routinemässig durchzuführen. Da der globale Markt für Molekulardiagnostik bis ins Jahr 2008 mit einem Volumen von 5 Milliarden US-Dollar rechnet, wundert es nicht, dass der Virenjäger von Spinomix bei Wissenschaft, Forschung und potenziellen Investoren bereits auf grösstes Interesse stösst. Die Preisträger wollen im nächsten Jahr die Serienproduktion starten.
Einbaubares Ladesystem macht aus Kleintransportern Lastwagen
Lastwagen haben Laderampen, Kleintransporter haben nichts dergleichen. Eine schmerzvolle Erfahrung, die die beiden Brüder Dominik und Roger Stauffer aus Küssnacht am Rigi am eigenen Leib erfahren mussten, wenn sie grosse und gewichtige Apparate zu Kunden lieferten und dort kaum auf Hilfe zählen konnten. Gleichzeitig erkannten sie die Marktlücke. Nach unzähligen Versuchen entwickelten sie den Prototypen «Hubiboy». Er ist eine hydraulisch funktionierende Ladebrücke aus Leichtmetall, die praktisch ohne Anpassungen in jeden Typus von Kleintransporter ein- und ebenso leicht wieder ausgebaut werden kann. Kostenpunkt: ab 8000 Franken, Fernbedienung inklusive.
Der Markt ist da. Alleine in der Schweiz gibt es 180 000 Kleintransporter. Die Gebrüder Stauffer haben deswegen die Firma Stakraft gegründet, ihr System patentieren lassen und den Prototypen zum ausgereiften Produkt entwickelt. Mittlerweile existieren ein Stakraft Paletten-, ein Container- und ein Boxsystem. Damit können Kleintransporter ohne fremde Hilfe und ohne Belastung für den Rücken mit schweren Gütern, Maschinen und Europaletten be- und entladen werden. Insbesondere KMUs dürften am automobilen Warenlift der Vigier-Preisträger Interesse haben. Zum Zielpublikum gehören aber auch Grossverteiler, ferner die Automobilindustrie, die Kleintransporter serienmässig mit dem Ladesystem ausrüsten könnte. Den Förderpreis werden die Gebrüder Stauffer zur Firmenentwicklung und Herstellung der ersten 20 «Hubiboys» einsetzen. Bestellungen von Kunden liegen vor.
Nanosilber verhindert Schweissgeruch in Sportkleidern
Es tönt wie mittelalterliche Alchemie, ist aber Hightech anno 2006: Der Forstingenieur Carlo Centonze und der Chemiker Murray Height von der Zürcher Start-up-Firma HeiQ, ein Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich, stellen Silber in völlig neuer Form her. Ihr «Frogskin» genanntes Silberpulver basiert auf Nanotechnologie und wird wie eine Färbung in Textilfasern und Plastik eingearbeitet. Dort entfaltet das Metall seine seit Jahrhunderten bekannte antibakterielle Wirkung. Durch das neuartige Verfahren bleibt die Wirkung sehr lange erhalten, die Herstellung ist zudem günstiger als bei anderen Additiven. Auf die Geschäftsidee kamen die beiden Preisträger auf einer gemeinsamen Bergtour. Nach tagelangem Tragen rochen ihre T-Shirts aus Polyester dermassen penetrant, dass sie in Sicherheitsdistanz zu ihren Partnerinnen bleiben mussten.
Mit ihrem Produkt für funktionelle Bekleidung bewegt sich HeiQ in einem boomenden Markt, die jährliche Wachstumsrate beträgt 24 Prozent. Der Weltmarkt verbraucht für 100 Millionen Euro pro Jahr Zusatzstoffe aus Silber, die Wachstumsrate wird auf 50 Prozent geschätzt. Potenzielle und bereits aktive Kunden der Firma sind internationale Faser- und Kunststoffhersteller, die ihrem Produkt mit unproblematischen Hightechadditiven wie «Frogskin» einen Mehrwert verschaffen wollen. Das Preisgeld erleichtert den Preisträgern die schwierige
Übergangszeit von der Planungs- bis zur Produktionsphase. Sie hoffen, mit ihren nanotechnischen Zusatzstoffen bis in fünf Jahren 20 bis 30 Millionen Franken umzusetzen.
Neue Ausschreibung für 2007 gestartet
Auch im nächsten Jahr hilft die W. A. de Vigier Stiftung innovativen und erfolgversprechenden Projekten zum Durchbruch auf dem Markt. Bis zu fünf Preisträgerinnen und Preisträger werden mit 100 000 Franken Startkapital unterstützt und selbst nach der Preisverleihung vom fachkundigen Stiftungsrat professionell und langfristig begleitet. Die Anmeldefrist für die Ausschreibung 2007 läuft bis zum 6. Oktober 2006. Teilnahmebedingungen und Anmeldeformulare sind unter www.devigier.ch abrufbar.
W. A. de Vigier Stiftung
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Zur Auschreibung 2007.. Bis zu fünf Preisträgerinnen und Preisträger werden mit 100 000 Franken Startkapital unterstützt.
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