Samstag, 16. April 2005 / 18:50:40
Massive anti-japanische Proteste in China
Peking - Zehntausende Chinesen haben erneut gegen Japan und dessen Umgang mit seiner Kriegsvergangenheit protestiert. In Shanghai bewarfen Demonstranten das japanische Generalkonsulat mit Steinen und Flaschen.
Dazu skandierten sie Nieder mit Japan und Boykottiert japanische Güter. Chinesische Polizisten hielten die Menge davon ab, in das Gebäude einzudringen, griffen aber sonst nicht ein. In Peking blieb es ruhig.
In der südwestlich von Schanghai gelegenen Stadt Hangzhou gingen mehr als tausend Menschen auf die Strasse. Es handle sich um eine spontane Kundgebung von Studenten, sagte eine Behördenvertreterin der Nachrichtenagentur afp. In der nordchinesischen Stadt Tianjin versammelten sich laut staatlichen Medien rund 2000 Demonstranten.
Verdrehte Wahrheit
Der japanische Aussenminster Nobutaka Machimura kündigte für sein Treffen mit dem chinesischen Aussenminister Li Zhaoxing am Sonntag scharfen Protest gegen die anti-japanischen Kundgebungen an.
Der für Aussenpolitik zuständige chineseische Staatsrat Tang Jiaxuan forderte, Japan müsse sich seiner Kriegsvergangenheit stellen. Er sprach Tokio die moralische Qualifikation für einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat der UNO ab.
Vorwürfe, dass die Regierung gewaltsame Aktionen unterstütze oder mit antijapanischer Erziehung dafür verantwortlich sei, wies Tang als ernste Verdrehung der Wahrheit zurück. Die Demonstranten seien aufgefordert worden, sich ruhig und besonnen zu verhalten. China habe ein Grossaufgebot von Sicherheitskräften mobilisiert.
Beziehung ist am Scheideweg
Der chinesische Staatsrat nannte die Besuche des japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi im Tokioter Yasukuni-Schrein, wo auch Kriegsverbrecher verehrt werden, als entscheidendes Hindernis für die Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Der ehemalige chinesische Aussenminister Tang Jiaxuan sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, die Beziehung zu Japan befände sich am Scheideweg. Die Differenzen könnten die Beziehungen der beiden Ländern nachhaltig schädigen. China sei aber weiter an freundschaftlichen Beziehungen zu Japan interessiert.
Die Demonstrationen hatten sich vergangenen Samstag in Peking und anderen Städten an der japanischen Genehmigung von Schulbüchern entzündet. Die Verärgerung nahm zu, als Japan Bohrungen nach Öl und Gas in einem mit China umstrittenen Seegebiet im Ostchinesischen Meer ankündigte.
mo (Quelle: sda)
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