Freitag, 16. Februar 2007 / 12:00:00
Cortis Sanierung war ungenügend
Bülach ZH - Die Staatsanwaltschaft hat im Swissair-Prozess den letzten Swissair-Chef Mario Corti scharf kritisiert. Corti habe nur «zögerliche und partielle Massnahmen» für eine Sanierung ergriffen und sei auf die Nachlassstundung nicht vorbereitet gewesen.
Corti, der die Führung der Swissair-Gruppe im März 2001 übernommen hatte, habe den Ernst der Lage viel zu lange verkannt, sagte Staatsanwalt Thomas Armbruster im Plädoyer vor dem Bezirksgericht Bülach: Statt die notwendigen einschneidenden Massnahmen einzuleiten, habe er wertvolle Zeit vergeudet.
Die «erbärmliche finanzielle Situation» des Konzerns sei ja bereits seit dem Jahr 2000 klar gewesen, sagte Armbruster im Plädoyer. Auch ein Kostensparprogramm Cortis sei dem Bedarf bei weitem nicht gerecht geworden. Vor allem habe er sich aber mit dem Verkauf von Beteiligungen wie Gate Gourmet und Nuance schwer getan.
Armbruster behandelte Anklagen aus den letzten Wochen vor dem Swissair-Untergang. Corti und Finanzchefin Jacqualyn Fouse werden hier ungetreue Geschäftsbesorgung, Misswirtschaft sowie Gläubigerbevorzugung vorgeworfen. Corti und der mitangeklagte KPMG-Partner Scott Cormack verfolgten die Verhandlung, während Fouse abwesend war.
Verspätet und mangelhaft
Die schliesslich am 1. Oktober 2001 von Corti angekündigte Nachlassstundung der Swissair-Gruppe sei verspätet und mangelhaft durchgeführt gewesen, sagte der Staatsanwalt: Corti und Fouse hätten dem Flugkonzern damit «erheblichen Schaden» verursacht.
Dabei habe Corti keinerlei Plan für den voraussehbaren sprunghaften Anstieg des Liquiditätsbedarfs gehabt: Da nach einer Ankündigung einer Nachlassstundung alle Lieferanten nur noch gegen Vorauszahlung lieferten, hätte es eine Planung der Liquidität von Tag zu Tag gebraucht.
Eingereicht wurde die Nachlassstundung dann erst am 4. Oktober 2001. Laut Berechnung der Staatsanwaltschaft war die Swissair-Gruppe aber schon am 17. September 2001 zahlungsunfähig, nachdem der Bundesrat einen Milliardenkredit des Bundes an die Swissair abgelehnt hatte.
smw (Quelle: sda)
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