Samstag, 5. August 2006 / 17:30:00
Auch Landis' B-Probe positiv
Die Auswertung der B-Probe des Tour-Ersten Floyd Landis hat das Ergebnis des ersten Tests bestätigt. Der 30 Jahre alte Amerikaner gilt damit als positiv. Der Weltverband UCI gab die Akte an den US-Verband weiter, der ein Verfahren gegen Landis einleiten wird.
Aufgrund der Bestätigung durch die B-Probe droht Landis die Aberkennung des Tour-Sieges und eine zweijährige Sperre.
Als Folge des von den ProTour-Teams beschlossenen Ethik-Codes käme für den Amerikaner nach Ablauf der Sperre noch ein Arbeitsverbot für weitere zwei Jahre in einer der Sportgruppen der höchsten Klasse hinzu.
Von seinem bisherigen Arbeitgeber Phonak ist Landis am Samstag fristlos entlassen worden. In einer Verlautbarung des Hörgeräteherstellers wird erklärt, Teambesitzer Andy Rihs bedaure diese Entwicklung sehr.
Rihs klärt im Moment mit allen Parteien die Konsequenz für seine ARcycling AG ab, der Betreiberin der Rennsportgruppe. Der Teambesitzer sowie Manager John Lelangue wollen in den kommenden Tagen an einer Medienkonferenz ausführlich Stellung nehmen.
Synthetisches Testosteron im Urin
Floyd Landis hatte sich nach seinem 130-km-Solo in der 17. Etappe der Tour de France in Morzine der Dopingkontrolle stellen müssen. Das Ergebnis ergab ein zu hohes Verhältnis von Testosteron zu Epitestosteron. Statt des maximal erlaubten Wertes von 4:1 wurde bei Landis ein Quotient von 11:1 ermittelt.
Der Untersuchung zufolge erregte der Wert des Epitestosterons - ein zusammen mit dem Testosteron produziertes Hormon, das aber nicht die gleiche Wirkung zeitigt - Aufsehen.
Pierre Bordry, der Chef der französischen Antidoping-Kommission, erhielt vom Labor Chatenay-Malabry die Mitteilung, der Urin von Landis enthalte Testosteron - also synthetisches Testosteron -, das von aussen zugeführt wurde.
Beginn eines langen Prozesses
Landis beteuert weiterhin, er habe keine Schuld auf sich geladen und der erhöhte Testosteronwert sei eine natürliche Erscheinung, die von seinem Körper produziert worden sei. Der Amerikaner hielt auf seiner Website fest, er werde dafür kämpfen, seinen Namen zu säubern. Er habe bei der Tour de France nicht aufgegeben, und er werde auch diesen Kampf aufnehmen.
Die zuständige Kommission der Doping-Agentur der USA (USASDA) wird in knapp drei Wochen die Argumente der UCI und der Landis-Verteidigung anhören und anschliessend einen Entscheid treffen. Dieser könnte von Landis beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne angefochten werden.
José-Maria Buxeda, Rechtsanwalt des Radprofis, betonte, man stehe am Beginn eines langen Prozesses. Er rechne frühestens im Dezember oder Januar mit einem rechtsgültigen Urteil.
Landis hat in den letzten Tagen in den USA den Juristen Howard Jacobs verpflichtet, der schon veschiedentlich des Dopings bezichtigte Athleten vertrat. Zudem wurde ein holländischer Wissenschaftlicher kontaktiert, der all die verschiedenen Theorien stützen soll, weshalb Landis auf natürliche Weise einen zu hohen Testosteronwert aufwies.
Erster überführter TdF-Sieger
In der 103 Jahre alten Geschichte der Tour de France ist Floyd Landis der erste Sieger, der des Dopings überführt wurde.
Pedro Delgado (Sp), dem 1988 ein maskierendes Mittel nachgewiesen wurde, schlüpfte durch die Maschen, weil das entsprechende Diuretika zwar auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) figurierte, aber noch nicht bei der UCI. Diese nahm das Mittel erst zwei Wochen nach Abschluss der Tour 1988 in ihre Verbotsliste auf.
Der neue Rundfahrten-Direktor Christian Prudhomme sagte, für ihn sei Floyd Landis nicht mehr der Sieger der Tour de France 2006. Die Nachricht von der positiven B-Probe des Amerikaners sei ein harter Schlag für den Radsport, auch wenn dieses Ergebnis zu erwarten gewesen sei.
Der wichtigste Sieg im Radsport fällt nun dem Spanier Oscar Pereiro zu, der bis zum Ende der vergangenen Saison für Phonak fuhr. Andreas Klöden (De) rückt auf den zweiten Platz vor (mit 32 Sekunden Rückstand), der ursprünglich viertklassierte Carlos Sastre (Sp) schafft den Sprung aufs Podest.
bert (Quelle: Si)
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