Freitag, 31. März 2006 / 16:44:46
Swissair-Pleite: Angeklagte wehren sich
Zürich - Der ehemalige Swissair-Chef Eric Honegger bezeichnet die Anschuldigungen der Zürcher Staatsanwaltschaft als haltlos. Ex- Verwaltungsrätin Vreni Spoerry zeigte sich von ihrer Unschuld überzeugt.
Die wegen des Untergangs der Swissair angeklagten ehemaligen Konzernverantwortlichen wehren sich: Die Anschuldigungen der Zürcher Staatsanwaltschaft seien haltlos. Die Angeklagten zeigen sich von ihrer Unschuld überzeugt.
Gegen die ihm gemachten Vorwürfe verwahre er sich in aller Form, gab Ex-Swissair-Chef Eric Honegger in einer Stellungnahme bekannt. Die dem ehemaligen Verwaltungsrat der SAirGroup angelastete Zahlung von 150 Mio. Euro an die Sabena sei aufgrund einer rechtlichen Verpflichtung erfolgt.
Die SAirGroup sei nicht nur faktisch verpflichtet gewesen, das Geld nach Belgien zu überweisen, hielt auch der ehemalige Verwaltungsrat und Economiesuisse-Präsident Andres Leuenberger fest: «Innerhalb eines Konzern besteht eine Beistandspflicht, weshalb temporäre Hilfeleistungen an notleidene Konzerngesellschaften zulässig sind.»
Grösserer Schaden von der SAirGroup abgewendet
Ausserdem sei der damals unmittelbar bevorstehende Konkurs der belgischen Airline verhindert und damit ein viel grösserer Schaden von der SAirGroup abgewendet worden, schreibt Honegger. Die Zahlung habe auch die Ratifikation der bilateralen Verträge sichergestellt, die im existenziellen Interesse der SAirGroup gewesen sei.
Nach Ansicht von Leuenberger missachtet die Staatsanwaltschaft die enge Verflechtung der SAirGroup, deren Tochter SAirLines und der Sabena.
Ins selbe Horn stösst Ex-Verwaltungsrat Thomas Schmidheiny, der die Strafklagen verfehlt hält: «Zu keinem Zeitpunkt hätte ich es in Kauf genommen, dass aufgrund von Entscheiden und Massnahmen des Verwaltungsrates Gläubiger geschädigt, benachteiligt oder bevorzugt worden wären.»
Keine unlautere Absicht
Auch die ehemalige Verwaltungsrätin Vreni Spoerry zeigte sich gegenüber mehreren Radios «sehr erstaunt», dass sich der Strafantrag auch gegen sie als Verwaltungsrätin richte.
Sie habe nie unlautere Absicht gehabt und nie Gläubiger schädigen wollen. Die frühere FDP- Politikerin und Alt-Ständerätin zeigte sich überzeugt, dass die Vorwürfe widerlegt werden können.
Schutzvereinigung Schweizer Anleger ist zufrieden
Die Schutzvereinigung Schweizer Anleger (SVSA) hat erfreut auf die Anklageerhebung im «Fall Swissair» reagiert. Das erste Anklagepaket sei «mit Genugtuung» zur Kenntnis genommen worden. Die Zürcher Staatasanwaltschaft habe seriöse Arbeit geleistet.
Zufrieden sind auch die Gewerkschaften des Kabinenpersonals Kapers und der ehemaligen Swissair-Piloten Aeropers.
Aeropers-Geschäftsführer Christoph Ulrich sagte, er hoffe, dass dort, wo strafrechtliche Verantwortlichkeiten existierten, ein Exempel statuiert werde. Damit werde wieder in Erinnerung gerufen, dass Verwaltungsratsmandate nicht nur Ansehen, sondern auch Verantwortung mit sich brächten.
smw (Quelle: sda)
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