Nächtlicher Protest in Minsk geht weiter

Erneut protestierten am Abend mehrere tausend Demonstranten auf dem Oktoberplatz in Minsk gegen Wahlmanipulation und die Unterdrückung der Opposition. Etwa 700 Menschen beteiligten sich bei eisigen Temperaturen an der nächtlichen Protestaktion, wie ein AFP-Reporter berichtete. Am Morgen hielten sich noch etwa 200 Menschen auf dem Oktober-Platz auf.

Die Demonstranten fordern wie die die Opposition unter Führung von Alexander Milinkewitsch eine Wiederholung der Präsidentenwahl vom Wochenende. Mit einem Umsturz rechneten die Demonstranten aber nicht. «Wir erwarten nicht, dass Lukaschenko seine Macht aufgibt nur weil wir hier sind», sagte ein Student. Milinkewitsch rief für Samstag zu einer Grosskundgebung auf.

Menschenketten als Sicherung

Die Sicherheitskräfte gingen auch in der dritten Nacht nicht gegen das Lager von 28 Zelten auf dem Oktoberplatz der Hauptstadt vor. Die Demonstranten sicherten ihr Lager mit einer Menschenkette gegen befürchtete Provokationen.

Die Polizei kontrollierte aber den Zugang zu dem Platz. Bürger, die den Demonstranten Nahrungsmittel bringen wollten, wurden abgewiesen.

Die Wahlkommission wollte das amtliche Endergebnis des Urnengangs verkünden. Dem vorläufigen Ergebnis zufolge erhielt Präsident Alexander Lukaschenko 86,2 Prozent der Stimmen, Oppositionskandidat Alexander Milinkewitsch kam demnach auf sechs Prozent.

Proteste ein Novum

Für die 1991 unabhängig gewordene frühere Sowjetrepublik sind die Proteste der Opposition ein Novum. Lukaschenko ist seit zwölf Jahren an der Macht. In der Regel werden Demonstrationen im Keim erstickt.

Die Staatsmacht hatte jedoch am Mittwoch den Druck auf die Opposition erhöht und mindestens 50 Regimegegner festgenommen, als sie das Zeltlager auf dem Oktoberplatz verlassen wollten. Damit stieg die Zahl der festgenommenen Oppositionellen landesweit auf etwa 400.

fest (Quelle: sda)

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