Mittwoch, 2. November 2005 / 17:40:34
Balkenende ruft zu Respekt und Toleranz auf
Amsterdam - Die Niederlande haben am Mittwoch des Mordes am islamkritischen Filmemacher Theo van Gogh vor einem Jahr gedacht.
Bei einer Gedenkfeier rief Ministerpräsident Jan Peter Balkenende zu Respekt und Toleranz gegenüber anderen auf.
«Diskriminierung und Hass helfen niemandem», sagte Balkenende bei der kurzen Zeremonie am Morgen am Ort der Bluttat in Amsterdam. «Wir können nicht hinnehmen, dass Menschen, die ihre Botschaften mit Blut schreiben, uns gegeneinander aufbringen», sagte der Regierungschef weiter.
Der Bürgermeister von Amsterdam, Job Cohen, ermunterte die Menschen, nicht ängstlich zu sein. «Wir müssen frei sein zu glauben, was wir wollen, zu sagen, was wir denken und dorthin zu gehen, wo wir wollen», sagte Cohen.
500 am Tatort
Rund 500 Menschen kamen zur Gedenkfeier an dem Ort, an dem van Gogh am Morgen des 2. November 2004 auf offener Strasse ermordet worden war. Sein Mörder, ein aus Marokko stammender Niederländer, wurde Ende Juli zu lebenslanger Haft verurteilt.
Gestört wurde die kurze Zeremonie von einigen Zwischenrufen von Anhängern des im Jahr 2002 ermordeten Rechtspopulisten Pim Fortuyn. Der Politiker galt als guter Freund van Goghs.
«...Sie kommen ein Jahr zu spät.»
Auf einem Transparent, das unweit der Gedenkfeier auf dem Radweg, auf dem van Gogh an jenem Morgen kurz vor seinem Tod unterwegs war, niedergelegt war, wurde der niederländische Regierungschef wenig freundlich begrüsst: «Balkenende, Sie kommen ein Jahr zu spät.»
Der Mord am Filmemacher hatte die traditionell liberale niederländische Gesellschaft tief getroffen und eine heftige Debatte über die Einwanderungs- und Integrationspolitik entfacht. In den drei Wochen nach dem Mord zählte die Polizei rund 800 Übergriffe gegen die moslemische Gemeinde.
fest (Quelle: sda)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Van Gogh-Mörder zu lebenslanger Haft verurteilt
Dienstag, 26. Juli 2005 / 11:15:06