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Montag, 15. November 2004 / 14:30:59

Der Kampf ums Fundament

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Der Mord an Theo van Gogh schockierte. Ebenso die darauf folgenden Anschläge auf islamische Einrichtungen in den Niederlanden. Dass ausgerechnet in diesem als tolerant und integrationsfähig bekannten Land solche radikale Gewalt und Gegengewalt stattfindet, ist ängstigend.

Doch leider folgen diese Akte des Hasses einer sehr stringenten Logik. Denn ganz egal, wie tolerant man selbst religiöses Handeln auslegt: Wer die heiligen Schriften der grossen Weltreligionen ernst nimmt, wird auch den Kampf gegen die Ungläubigen aufnehmen.

Dies gilt nicht nur für Mohammedaner, sondern genau gleich für Christen, Juden und Hinduisten. An den Schnittstellen der Religionen herrscht fast immer Konflikt und Krieg. Der Kaschmir-Konflikt, der Nahost-Konflikt, der Tschetschenien-Krieg und der Balkan-Krieg fallen einem ganz spontan dazu ein.

In einem multikulturellen Umfeld, wie es unsere westliche Gesellschaft eine ist, sind die Frontlinien wesentlich schlechter wahrnehmbar. Denn Krieg herrscht hier noch nicht, da die allermeisten – auch Mohammedaner – ihre Religion wenn überhaupt, nur nebenher ausüben. Die Religion dient bei uns nicht mehr als primäres Identifikationsmerkmal. Nur wenige werden einem, auf die Frage was sie seien mit 'katholischer Christ' oder 'sunnitischer Mohammedaner' antworten. Wir sind Schweizer, Deutsche, Türken, Engländer und Italiener oder Maurer, Bankangestellte, Fitnessinstruktoren und Modeverkäufer.

Wer seine primäre Identifikation aus dem was er oder sie macht, oder aus welchem Kulturkreis sie herstammt bezieht, verzichtet auf ein hermetisches Weltbild. Wenn ich Österreicher bin, muss ich mich (es sei denn bei Skirennen) nicht fragen, ob mein Schweizer gegenüber eine Daseinsberechtigung hat. Wenn ich Bänkler bin, habe ich keinen Grund, eine Primarschullehrerin zu verdammen.

Doch Religionen sind da anders. Denn Religionen haben einen universellen Anspruch. Götter sind allmächtig und allwissend. Die heiligen Schriften sind absolut in ihrer Wahrheit. Auch wenn jedes Wort erst interpretiert werden muss, so ist das Gebiet in dem sich ein Gläubiger, der jeden Satz seiner heiligen Schrift ernst nimmt, sehr eng ausgesteckt.

Wird die Definition des Selbst auf diese Weise erreicht, dann wird die Abgrenzung sehr klar. Wer – das Richtige – glaubt, hat recht. Wer sich nicht bekehren lässt, ist verdammt. Wer die 'richtige' Religion angreift, muss zurück bekämpft werden.

Wer also Handlungen begeht, die zwar dem weltlichen – und einzigen gültigen Gesetz – eines Landes entsprechen, aber klar gegen religiöse Vorschriften verstösst, muss eigentlich mit allem rechnen.

Theo van Gogh kämpfte mit harten Worten und Bildern gegen den Islam. In einem Land mit Meinungsfreiheit absolut erlaubt. Doch ein radikaler Islamist sah seinen Glauben in einer bestrafungswürdigen Form angegriffen und schlug zu. Man darf sicher sein, dass viele gläubige Mohammedaner diesen Mord als gerechtfertigte Verteidigung ihres Glaubens betrachteten. Genau so wie christliche Fundamentalisten in den USA den Mord an Abtreibungsärzten als gerecht und gut anschauen.

Der deutsche Verfassungsschutz schätzt, dass es in der BRD circa 31 000 gewaltbereite Islamisten gibt. Von der Schweiz sind keine Zahlen bekannt, aber auch hier dürfte man mit 3000 Leuten rechnen, die Blut für Ihren glauben vergiessen würden.

Christlicher Fundamentalismus ist noch kein Thema, aber die USA zeigen, dass auch hier ein bedrohliches Potential schlummert.

Der humanistische, freie Westen muss aufhören, mit den Händen im Schoss zu sitzen und bei Gewalttaten nur erschreckt aufzuschreien. Es wird Zeit, dass, auch in der Schweiz, religiöser Fundamentalismus aktiver bekämpft wird. Natürlich nicht mit illegalen Gegenschlägen, sondern mit den mitteln des Rechtstaates. Dass man auch für die Freiheit hart kämpfen kann, zeigten die Revolutionen und Kriege, die im 19. Jahrhundert für republikanische Verfassungen gekämpft wurden, zeigte der Zweite Weltkrieg, der ein Krieg für die Freiheit war. Sobald wir uns nicht mehr trauen, kritisch über andere Kulturen zu denken und zu sprechen, weil wir Angst haben, von religiösen Fanatikern angegriffen zu werden, hat unsere Kultur nämlich sein Fundament verloren.

von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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