Donnerstag, 11. August 2005 / 15:30:49
«Warum hast Du meinen Sohn getötet?»
Washington - Cindy Sheehan wartet draussen vor der Ranch in Texas. Schon seit Tagen wartet sie auf den Präsidenten. Cindy Sheehan will George W. Bush von ihrem Sohn erzählen.
Der 24-jährige Gefreite Casey Sheehan aus Kalifornien starb am 4. April 2004 bei einem Rebellenangriff im Bagdader Stadtteil Sadr City. Doch der Präsident kommt nicht, um sich die Geschichte vom Soldaten Sheehan anzuhören.
Stattdessen hat er zwei seiner Berater hinaus zu der Mutter an die staubige Landstrasse geschickt.
Sie sagen ihr, dass der Tod ihres Sohnes den Präsidenten "wirklich berührt". Doch die Mutter glaubt das nicht. Sie will ihre Mahnwache in der brütenden texanischen Hitze fortsetzen, bis sie persönlich mit Bush sprechen kann.
Cindy Sheehan ist zu einer Berühmtheit geworden in den vergangenen Tagen. Sie ist landesweit im Fernsehen zu sehen und ist Gegenstand einer öffentlichen Kontroverse. Der Filmemacher Michael Moore unterstützt Sheehan auf seiner Website, die "New York Times" hat ihr einen Leitartikel gewidmet.
Auf der anderen Seite hält ihr der rechtskonservative TV-Talkstar Bill O'Reilly vor, sich von Feinden der Regierung und des Landes "missbrauchen" zu lassen.
"Meinen Sohn getötet"
Dass Sheehan so schnell den Star-Status erlangt hat, liegt auch an ihrer ungeschminkten Ausdrucksweise. Sie scheut nicht davor zurück, Bush direkt für den Tod ihres Sohnes verantwortlich zu machen: "Ich will den Präsidenten fragen, warum hast Du meinen Sohn getötet?".
Sheehan ist aber auch deshalb berühmt, weil sich in ihrer Figur das wachsende Unbehagen in den USA über den Krieg kristallisiert. Mehr als 1800 US-Soldaten sind bislang im Irak gefallen. Umfragen zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der US-Bürger inzwischen den Irak-Kurs des Präsidenten ablehnt.
Bush und die Realitäten
Zwar würden viele der Kriegs-Kritiker die drastische Rhetorik von Sheehan nicht unterschreiben. Und viele teilen auch nicht ihre Meinung, dass die US-Truppen unverzüglich abgezogen werden sollten.
Aber Sheehan stehe für das "wachsende Empfinden in der Bevölkerung, dass die Bush-Regierung den Bezug zu den Realitäten - und Kosten - des Irak-Kriegs verloren hat", urteilt die "New York Times".
Die Mutter draussen vor der Ranch hat den Präsidenten schon einmal getroffen. Das war im Juni vergangenen Jahres. Bush traf damals in Fort Lewis bei Seattle mit den Familien von 15 gefallenen Soldaten zusammen.
Der Präsident habe "nicht einmal Caseys Name gewusst", sagt die 48-Jährige. Als sie über ihren Sohn habe sprechen wollen, habe er "das Thema gewechselt". Bush habe sich bei dem Treffen "sehr jovial" gegeben, als wäre er auf einer Party.
Gruppe von Hinterbliebenen
Später hat Sheehan eine Anti-Kriegs-Gruppe gegründet, die aus Hinterbliebenen gestorbener Soldaten besteht. Mit 50 Mitdemonstranten versuchte sie letztes Wochenende, bis zu Bush zu marschieren. Die Gruppe wurde von der Polizei gestoppt.
Cindy Sheehan will notfalls bis zum Ende des Sommers vor der Ranch campieren, wenn Bush nach seinem fünfwöchigen Urlaub nach Washington zurückkehrt. Viele Amerikaner seien im Geiste bei ihr und verlangten "bessere Antworten" vom Präsidenten, schrieb die "New York Times".
Daniel Jahn (Quelle: afp)
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Michael Moore
Michael Moore berichtet täglich vom Protest Cindy Sheehans.
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