Samstag, 30. Juli 2005 / 00:01:00
Stade de Suisse als Erlebniswelt
Wo bis im Frühling in der landesweit grössten oberirdischen Baustelle gearbeitet wurde, wird ab heute dem Besucher ein umfassendes Unterhaltungsprogramm geboten. Bern feiert die dreitägige Eröffnung des Stade de Suisse Wankdorf.
Weniger als vier Jahre nach der Sprengung des alten Wankdorfs hat nun nach Basel und Genf auch die Schweizer Hauptstadt ein Stadion, das höchstem Komfort entspricht. Für rund 370 Millionen Franken wurde dort, wo das legendäre alte Wankdorf mit seinen markanten Ecktürmen stand, ein riesiger Komplex errichtet, in dem der Fussball die emotional wichtigste Rolle spielen wird.
"Die Young Boys sind das Herz. Zwar belebt YB dieses Herz nur 20 Tage im Jahr, bei einer allfälligen Champions-League-Qualifikation dereinst vielleicht 25 Tage. Aber YB ist der Werbeträger, die Kraft, die Emotion im Stade de Suisse Wankdorf", sagt Peter Jauch.
Der Zürcher Stadion-Direktor, der in Bern nach seinen unpopulären Entscheiden bei den Young Boys (einst keine neuen Verträge für Publikumslieblinge, Aussortierung von Präsident Heinz Fischer und Sportchef Fredy Bickel) längst nicht nur Anerkennung geniesst, schwärmt vom neuen Stadion, ohne den Sinn für die Realität zu verlieren. Denn Jauch hat das amateurhafte Handeln im Stade de Genève mit grosser Sorge und auch Unverständnis verfolgt.
Gesellschaftliches Grossereignis
Um den Sport und Fussball in einer wirtschaftlich angespannten Zeit zu einem gesellschaftlichen Grossereignis zu machen, waren für Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe Anpassungen an Kundenbedürfnisse nötig. Im Stade de Suisse Wankdorf gibt es -- analog dem Basler St. Jakob-Park -- diverse Verpflegungsstände rund ums Stadion, das Anstehen auf veralteten Toiletten soll ebenso der Vergangenheit angehören wie langes Warten beim Stadioneinlass.
Auch das so genannte Inhouse-TV, das stadioneigene Fernseh-Programm, und Logen (186 Plätze) wurden Standard. "Von den Stadionbetreibern in Bern wurde so viel verändert, dass wir in der tollsten Arena spielen können, die wir haben können", sagt Jauch nicht ohne Stolz. "Es ist unmöglich, dass es hier so endet wie in Genf. Bei uns ist alles funktionstüchtig..."
Vergleich mit "Joggeli"
Der Vergleich mit dem rentierenden St. Jakob-Park drängt sich für das Stade de Suisse Wankdorf hingegen aus mehreren Gründen auf. So war im "Joggeli" das Generalunternehmen von YB-Mäzen Bruno Marazzi mit dem Neubau beschäftigt. Jauch war von 1999 bis 2001 Stadionmanager in Basel und bringt dieses Know-How nun in Bern ein.
Der Jahresumsatz 2004 von fast 100 Millionen Franken im Einkaufszentrum des St. Jakob-Park zeigt Jauch vor, was auch in Bern möglich sein kann. Denn zum Komplex des neuen Nationalstadions gehören auch eines der grössten Einkaufszentren der Region Bern, Wohnungen, zwei Schulen und ein Privatlabor.
Im Stade de Suisse Wankdorf rechnet man ab der Saison 2005/06 bei einem Betriebsaufwand von 23 Millionen mit Einnahmen von rund 30 Millionen Franken -- mit Erwartungshaltung nach oben. Verglichen mit dem alten Stadion, das sich schon zur damaligen Zeit nicht ausschliesslich durch Fussball finanzierte, dürfte sich der Gewinn um mehr als 1000 Prozent steigern.
"Kein 08/15-Ereignis"
Die Generalprobe für die Eröffnungsfeier hat die neue YB-Arena vor zwei Wochen mit Bravour bestanden. Das UI-Cup-Spiel gegen Marseille war der erste Event im Stade de Suisse Wankdorf, die wegen Sicherheitsvorkehrungen auf 14 000 Zuschauer reduzierte, aber dennoch laute Kulisse sorgte für ein erstes emotionales Highlight.
"Es muss eine Harmonie zwischen Stadion, Team und Fussball enstehen. Fussball muss eine Erlebniswelt sein, kein 08/15-Ereignis. Das müssen die Leute spüren. Und das war gegen Marseille teilweise schon der Fall", freut sich Jauch. YB wird sich am sonntäglichen "Blitzturnier" (45 Minuten Spielzeit) gegen den VfB Stuttgart und Serie-A-Verein Udinese ein nächstes Mal von der Begeisterungsfähigkeit des Berner Anhangs überzeugen können.
"Olympia"-Eröffnung
Die Euphoriewelle soll nun am Wochenende flächendeckend auf die Besucher überschwappen. An der Zeremonie, die laut Jauch "an eine Olympia-Eröffnung erinnert und einmalig für die Schweiz ist", führt jeweils Musik von lokalen Bands (u.a. Polo Hofer, Signorino TJ, PVP, Wurzel 5 and friends, DJ Christopher S.) inner- und ausserhalb des Stadions zu den Höhepunkten des Tages.
Am Samstag vor dem offiziellen Eröffnungsakt um 21.20 Uhr, wenn Bundespräsident Samuel Schmid interviewt wird und der Ankick vom Dach erfolgt und am Sonntag vor dem Triangel-Turnier. Der "Tag der offenen Tür" am Nationalfeiertag mit Aktionen im und ums Stadion wird die Feierlichkeiten im Stade de Suisse Wankdorf beschliessen.
Programm
Samstag, 30. Juli. 18.00 Uhr: Stadionöffnung. 21.20 Uhr: Offizieller Eröffnungsakt mit Bundespräsident Samuel Schmid und Ankick vom Dach. 22.00 Uhr: Eröffnungsspektakel.
Sonntag, 31. Juli. 14.45 Uhr: Vorspiel Schweizer Frauen-Nationalteam - Team "Wunder von Bern (2x15 Minuten). 15.30 Uhr: Allstar YB. -- Blitzturnier (Spielzeit 45 Minuten). 16.15 Uhr: Young Boys - Stuttgart. 17.15 Uhr: Young Boys - Udinese. 18.15 Uhr: Udinese - Stuttgart.
Montag, 1. August: Tag der offenen Tür.
Auf dem Quartierplatz und dessen Bühne rund ums Stade de Suisse Wankdorf finden am Samstag (15.30 Uhr bis ca. 1.30 Uhr), Sonntag (10.00 bis 02.00) und Montag (10.00 bis 20.00) unzählige Konzerte und Auftritte von lokalen (u.a. Polo Hofer, Signorino TJ, Sandee, PVP, Wurzel 5 etc.) und internationalen Musikern (Sugarbabies)statt.
von Stefan Baumgartner (Quelle: Si)
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