Freitag, 17. Juni 2005 / 19:16:32
Iran: Höhere Beteiligung als erwartet
Teheran - Bei der Präsidentschaftswahl im Iran hat sich eine stärkere Wahlbeteiligung als erwartet abgezeichnet.
Der gemässigte Kleriker und Ex-Präsident Haschemi Rafsandschani ging als aussichtsreichster Kandidat ins Rennen.
Der 70-jährige Geistliche hatte sich während des Wahlkampfs als Pragmatiker dargestellt. Wahlchancen wurden auch dem Reformer und ehemaligen Wissenschaftsminister Mostafa Moein und dem konservativen früheren Polizeichef Mohammed-Bagher Ghalibaf eingeräumt.
Keine absolute Mehrheit erwartet
Allgemein wurde damit gerechnet, dass keiner der sieben Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht und es erstmals eine Stichwahl geben wird. "Die iranische Nation hat schon immer alle Vorhersagen widerlegt", sagte der scheidende Präsident Mohammed Chatami bei seiner Stimmabgabe.
Nach acht Jahren Amtszeit, in der er sich in meist aussichtslosen Kämpfen mit den ultra-konservativen Hardlinern zerrieb, wirkte der Chatami gelöst wie schon lange nicht mehr.
Das iranische Innenministerium verlängerte die Öffnungszeiten der Wahllokale wegen des grossen Andrangs um drei Stunden. Die Wahllokale seien nun bis 22.00 Uhr (19.30 Uhr MESZ) geöffnet, teilte das Ministerium mit. Die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl werden am Samstag erwartet.
Rigide Auswahl der Kandidaten
Um einen Platz auf der Kandidatenliste hatten sich ursprünglich mehr als tausend Männer und auch Frauen beworben. Der konservative Wächterrat hatte jedoch lediglich sieben Bewerber zugelassen - die reformorientierten Kandidaten unter diesen zudem erst auf Zulassung des obersten geistlichen Führers im Iran, Ayatollah Ali Chamenei.
Angesichts der rigiden Auswahl der Kandidaten wurde vor allem die Höhe der Wahlbeteiligung als Gradmesser für die Zufriedenheit mit dem islamischen Staatssystem angesehen. Sollte die Beteiligung unter 50 Prozent liegen, könnte dies als Protestzeichen gegen das politische Establishment gedeutet werden.
Nach Angaben europäischer Diplomaten, die einige der 40 000 Wahllokale besuchen konnten, lag die Wahlbeteiligung über ihren Erwartungen. Nach offiziellen Angaben lag die Wahlbeteiligung in den meisten Provinzen bis zum Freitagnachmittag bei 60 Prozent.
bert (Quelle: sda)
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