Donnerstag, 14. April 2005 / 12:05:25
Von Hörproblemen, Vergiftungen und einer Taube
Vatikanstadt - So einfach wie bei der Wahl im Jahr 236 war es nur selten. Als die frühen Christen damals einen neuen Papst bestimmten, setzte sich der Legende nach plötzlich eine Taube auf den Kopf eines Anwesenden.
Alle waren sich einig: Deutlicher konnte sich der Heilige Geist nicht zeigen - und der Mann mit der Taube, den bis dahin niemand auf der Rechnung hatte, wurde umgehend zu Papst Fabian I.
Die Regeln für die Papstwahl im ersten Jahrtausend waren recht flexibel. Das änderte sich erst im 13. Jahrhundert. Von nun an sollte das Konklave der Kardinäle in heiligem Ernst den Nachfolger Petri küren. Kurios aber ging es auch in den Jahrhunderten danach zu.
Rauhe Sitten in Viterbo
Schon eines der ersten Konklave, das von 1265 bis 1268 und damit länger als jedes andere dauerte, verlief turbulent. Anderthalb Jahre nach dem Tod von Papst Clemens IV. hatten die damals 17 Kardinäle, die in der italienischen Stadt Viterbo tagten, noch immer keinen Nachfolger gefunden.
Der Bürgermeister setzte die Kardinäle deshalb auf Wasser und Brot. Als auch dies nichts half, liess er das Dach abdecken. Erst in Wind und Wetter einigten sich die Kirchenfürsten und wählten beim bisher einzigen Open-Air-Konklave Gregor X. zum Papst.
Kein Wunder, dass dieser es dann war, der 1274 die Papstwahl schriftlich regelte und das Konklave im heutigen Sinne schuf. Doch auch diese Vorschriften wurden nicht immer ernst genommen.
Brot oder Köstlichkeiten
So liessen sich beim Konklave von 1276, wie nun von der Vorschrift verlangt, nur die italienischen Kardinäle auf Wasser und Brot setzen. Die Würdenträger aus Frankreich, damals in ewigem Streit mit den Italienern, liessen sich gleichzeitig die köstlichsten Gerichte der französischen Küche zubereiten.
Heute gilt die Wasser-und-Brot-Regel nicht mehr. Die Kardinäle, die im Jahr 1903 zur Wahl von Pius X. zusammenkamen, hätten es sich aber am Ende wohl sogar gewünscht. Denn fast alle erlitten eine Lebensmittelvergiftung. Ein Kupfertopf, der seit langem nicht mehr benutzt worden war, hatte die Suppe verdorben.
Dicker Papst
Selbst nach der erfolgreichen Wahl lief nicht immer alles glatt im Vatikan. Als Johannes XXIII. im Jahr 1958 gewählt wurde, war der joviale Weinbauernsohn aus Norditalien schlicht zu dick für das vorbereitete Papstgewand.
Die Nähte der Tracht mussten aufgetrennt werden, um den neuen Pontifex Maximus auf dem Petersdom-Balkon dem Volk zu präsentieren. Heute liegen deshalb drei Gewänder für einen dünnen, einen mittelschlanken und einen dicken Papst für den Auftritt unmittelbar nach der Wahl bereit.
Kardinal Bottiglia
Als 1978 die Wahl von Karol Wojtyla verkündet wurde, liess der Geburtsname des wenig bekannten Polen viele Menschen ratlos. Kardinal Casariego, dem Erzbischof von Guatemala-Stadt, soll gefragt haben: "Aber wer ist denn dieser Kardinal Bottiglia?"
Und auch andere wussten mit dem Namen nicht viel anzufangen. Auf dem Petersplatz, so erinnern sich viele, waren die Menschen in den Sekunden zwischen Ausrufung und Auftritt von Johannes Paul II. der Meinung, die Kardinäle hätten nun erstmals einen Afrikaner gewählt.
Von Barry James und Klaus Geiger (Quelle: afp)
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