Dienstag, 28. Oktober 2008 / 10:17:18
Attentat auf Obama geplant: US-Neonazis verhaftet
Washington - Die US-Behörden haben nach eigenen Angaben den Plan von zwei Neonazis aufgedeckt, den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und Dutzende weitere Schwarze zu ermorden.
Die Nachricht aus dem Süden der USA schreckte wohl deshalb so auf, weil sie die schlimmsten Ängste im Wahlkampf-Endspurt wachrief. Offenbar in blindem Rassenhass schwelgend hatten sich die beiden jungen Männer eine Blutorgie ausgemalt, die in der Ermordung des schwarzen Senators gipfeln sollte.
Was die US-Justiz an Details über den Plan bekannt gab, gewährt Einblick in eine bizarre Gedankenwelt. Die beiden 20 und 18 Jährigen wollten sich weisse Fracks und weisse Zylinder anziehen und aus dem fahrenden Auto heraus Obama erschiessen.
Amoklauf vor Attentat geplant
Vor dem Attentat hatten sie anscheinend einen Amoklauf geplant, dessen Ziel vor allem eine afroamerikanische Schule sein sollte. Dabei hätten sie 88 Menschen erschiessen und 14 weitere enthaupten wollen.
Für ihre Pläne hätten sie eine Waffe gekauft und zwei weitere geklaut, sagten die Ermittler. Die Pläne wirken wie Machtgebaren von Heranwachsenden, ihre Ausführung scheint naiv. Die Nachrichtensender im US-Fernsehen liessen das Thema nach der ersten Aufregung schnell wieder fallen.
Die beiden selbsterklärten Neonazis sitzen dennoch in Untersuchungshaft und müssen sich wegen illegalen Waffenbesitzes, geplanten Waffendiebstahls und Drohungen gegen einen Präsidentschaftskandidaten verantworten.
Obama nicht in Gefahr
Reelle Gefahr für Obama hat wohl nicht bestanden. Der Plan erinnerte aber daran, dass Kandidaten im allgemeinen und Obama wohl im besonderen Gefahren ausgesetzt sind. Er wird streng geschützt, die Sicherheitsvorkehrungen sind beispiellos.
Bereits im Mai 2007 hatte das Heimatschutzministerium Obamas Schutz durch Agenten des Geheimdiensts genehmigt - so früh wie nie zuvor bei einem Präsidentschaftskandidaten. Die Massnahmen lassen vermuten, dass Obama als ernsthaft gefährdet eingestuft wird.
Obama bewertete den Attentatsplan am Dienstag als Randerscheinung. «Das ist nicht, wofür Amerika steht, das ist nicht unsere Zukunft», sagte er dem Lokalsender KDKA in Pennsylvania.
Zahl der Unentschlossenen gestiegen
Unterdessen setzten Obama und John McCain im für den Wahlausgang wichtigen Bundesstaat Pennsylvania ihren Wahlkampf fort. Danach wollten sie Richtung Süden reisen: McCain mit Ziel North Carolina, Obama nach Virginia.
Nach einer Zogby-Umfrage unter mehr als 1200 Wahlberechtigten büsste Obama rund einen Prozentpunkt ein und lag zuletzt bei 49 Prozent, während rund 44,7 Prozent für McCain stimmen wollten. Die Zahl der Unentschlossenen stieg im Vergleich zum Montag von 4,9 auf 6,3 Prozent.
Republikaner wegen Korruption verurteilt
McCain hat nicht nur mit tieferen Umfragewerten zu kämpfen: Eine Woche vor der US-Kongresswahl ist der dienstälteste republikanische Senator Ted Stevens aus Alaska in einem Korruptionsskandal schuldig gesprochen worden.
Stevens wurde nach Justizangaben schuldig befunden, Geschenke im Wert von mehr als einer Viertelmillion Dollar (rund 200'000 Euro) angenommen und über seine finanzielle Lage gelogen zu haben. Damit erscheint seine Wiederwahl in die kleinere Kongresskammer am kommenden Dienstag zunehmend als fraglich.
Bei den anstehenden Wahlen in den Senat und ins Abgeordnetenhaus gilt ein überragender Sieg der Demokraten als immer wahrscheinlicher.
fest (Quelle: sda)
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