Montag, 8. September 2008 / 08:53:27
Erleichterung nach Rettung von Fannie und Freddie
New York - Mit Erleichterung haben Politiker und Ökonomen weltweit auf die Verstaatlichung der angeschlagenen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac reagiert. Sie hoffen auf eine Entspannung am kriselnden US-Kreditmarkt. An den Börsen kam es am Montag zu Kursfeuerwerken.
Der Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, sagte am Montag, «angesichts der Umstände ist das eine sehr wichtige und willkommene Entscheidung». Auch die US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain sowie Japans Finanzminister Bunmei Ibuki zeigten sich zufrieden.
Politiker erleichtert
US-Präsident George W. Bush erklärte, die US-Baufinanzierungsbehörde FHFA habe vorübergehend die Kontrolle bei Fannie und Freddie übernommen, um «inakzeptable Risiken für das gesamte Finanzsystem und unserer Wirtschaft» abzuwenden. Der Schritt ist der letzte von zahlreichen Hilfsaktionen der US-Regierung für die beiden halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer.
Ein Zusammenbruch der beiden Institute, die gemeinsam rund die Hälfte aller US-Hypotheken garantieren, hätte einen Domino-Effekt auslösen und zahlreichen Unternehmen mit in den Ruin reissen können. Nun rechnen Experten mit einer leichten Entspannung, wovon auch andere Branchen wie Baufirmen, Möbel- und Haushaltsgerätehersteller profitieren dürfen.
Teuerste Verstaatlichung der Geschichte
Die US-Behörde wird zunächst mit je einer Milliarde Dollar bei Fannie und Freddie einsteigen. Falls nötig könnte sie insgesamt bis zu 200 Mrd. Dollar in beide Unternehmen stecken - das wäre die teuerste staatliche Übernahme in der US-Geschichte.
Die genaue Summe hänge von der Entwicklung des Häuser-Marktes ab, sagte US-Finanzminister Henry Paulson. Als neue Chefs der beiden Institute benannten die US-Behörden zwei erfahrene Banker. Der ehemalige Merrill-Lynch-Präsident Herb Allison übernimmt die Führung von Fannie Mae, der frühere US-Bancorp-Vorstand David Moffett leitet Freddie Mac.
Kursfeuerwerk an Börsen
An den Börsen sorgte der Plan für gute Stimmung. Von Tokio bis Zürich, London und Frankfurt legten die Leitindizes drei bis fünf Prozent zu. In der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Finanzkrise griffen Anleger vor allem bei Banken- und Versicherungswerten zu. In New York schoss der Dow Jones zum Börsenauftakt knapp drei Prozent nach oben.
Experten warnten jedoch vor vorschnellen Hoffnungen auf eine Ende der Finanzkrise. Bei den Kurssprüngen könnte es sich um ein Strohfeuer handeln.
«Die Rally wird von kurzer Dauer sein», sagte Marktanalyst Heino Ruland von FrankfurtFinanz. «Die US-Regierung und die Fed verschaffen sich nur etwas Zeit, da die zugrundeliegenden Probleme nicht gelöst werden.»
Auch sein Kollege Scott Bennett von Aberdeen Asset Management blieb pessimistisch. Wahrscheinlich werde diese Neuigkeit bald von anderen schlechten Nachrichten aus der Kreditbranche verdrängt. Er bleibe vorsichtig.
Ordnungspolitisch kritisch
Mit der Rettungsaktion sei ein wesentliches Abwärtsrisiko für die US-Wirtschaft, nämlich ein möglicher Zusammenbruch von Fannie Mae und Freddie Mac, nun nahezu auszuschliessen, meinte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.
Wenngleich die Massnahme ordnungspolitisch durchaus auch kritisch beurteilt werden könne, sei die Quasi-Übernahme ein gutes Zeichen für die Finanzmärkte und die US-Wirtschaft.
fest (Quelle: sda)
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