Montag, 9. Juni 2008 / 10:09:13
Chávez fordert von FARC Geisel-Freilassung
Caracas - Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat den neuen Anführer der kolumbianischen FARC-Rebellen Alonso Cano zur Freilassung aller Geiseln aufgefordert. Dies könnte ein erster Schritt zur Beendigung des jahrzehntelangen inner-kolumbianischen Konflikts sein, sagte Chávez am Sonntag.
In seiner wöchentlichen Radio- und Fernsehsendung «Alo Presidente» stellte er gleichzeitig das Existenzrecht der Gruppe in Frage: «Eine bewaffnete Guerillabewegung in Lateinamerika ist nicht mehr zeitgemäss, das muss der FARC mal gesagt werden», sagte Chávez. Zudem liefere die FARC den USA einen Vorwand für deren Handeln in Lateinamerika. Kolumbien zeigte sich positiv überrascht über die Äusserungen.
«Ich glaube, die Zeit für die FARC ist gekommen, alle (Geiseln), die sie in den Bergen festhalten, ohne Gegenleistung freizulassen», sagte Chávez. «Das wäre eine grosse humanitäre Geste.» Chávez erwähnte erstmals den neuen FARC-Vorsitzenden Cano, der den im Mai verstorbenen Gründer und Anführer der Revolutionären Streitkräfte Koumbiens (FARC), Manuel Marulanda, ablöste. «Ich sage zu Cano: Lass uns loslegen, lass diese Menschen frei», sagte er. Dann könnten Friedensgespräche beginnen, die von mehreren Staaten unterstützt würden. Die aktuelle Situation sowohl in Lateinamerika als auch in den USA sei «günstig» für einen Friedensprozess.
«Vorwand für USA»
Chávez warf der FARC vor, den USA unfreiwillig in die Hände zu spielen. «Die FARC sollte wissen: Ihr seid ein Vorwand, eine Rechtfertigung geworden für die Grossmacht (USA), um uns alle (in Lateinamerika) zu bedrohen, ihr seid der perfekte Vorwand.»
Der kolumbianische Justiz- und Innenminister Carlos Holguín sagte dem Fernsehsender Caracol, er «begrüsse» die «überraschenden» Worte des venezolanischen Präsidenten. «Er ist ein grosser Verteidiger und Verbündeter der Guerillas, daher ist es überraschend.», sagte Holguín. «Aber es ist grossartig und ich hoffe, die FARC hört ihn.» Aussenminister Fernando Araujo sagte: «Dieser Vorschlag stimmt mit dem überein, was Kolumbien stets gesagt hat: dass Entführungen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.»
Mehr als 700 Geiseln
Die kolumbianische Regierung steht den USA nahe, Chávez ist dagegen ein erbitterter Gegner Washingtons. Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe fährt einen harten Kurs gegen die Guerilla und lehnte Verhandlungen bislang ab.
Die FARC, deren Mitgliederzahl sich seit Uribes Amtsantritt 2002 auf 8000 halbiert haben soll, hat mehr als 700 Menschen in ihrer Gewalt. Die Guerillagruppe bot bislang an, gegen die Freilassung von 500 gefangenen Gesinnungsgenossen 39 Geiseln freizulassen, darunter die Franko-Kolumbianerin Ingrid Betancourt.
ht (Quelle: sda)
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