Donnerstag, 5. Juni 2008 / 12:50:32
Welternährung: Mageres Ergebnis zeichnet sich ab
Rom - Am Welternährungsgipfel in Rom hat sich am Donnerstagabend ein mageres Ergebnis abgezeichnet. Eine starke Abschlusserklärung wurde zum Verdruss der armen Länder und der Entwicklungsorganisationen nicht mehr erwartet.
Bis zuletzt rangen 193 Staaten um eine Kompromissformel für den Umgang mit der Hungerkrise. Die «aktuelle Krise» müsse «mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln» gelindert werden, hiess es im Entwurf des «Globalen Aktionsrahmens». Das Dokument blieb an vielen Stellen ungenau und erläuterte nicht, welche «Mittel» gemeint sind.
Der Globale Aktionsrahmen unterscheidet zwischen dringlichen und langfristigen Massnahmen gegen die Nahrungsmittelknappheit. Zu den Dringlichkeitsmassnahmen zählen Nahrungsmittellieferungen in Hungergebiete, die Förderung der Produktion und die Verringerung von Einfuhrzöllen oder Steuern.
Als langfristige Massnahmen werden Förderprogramme für Kleinproduzenten, Forschungsförderung und Handelsabkommen angesehen. Weltweit leiden derzeit rund 850 Millionen Menschen an Unterernährung, bis 2030 müsste die Nahrungsmittelproduktion um 50 Prozent gesteigert werden.
EU-Entwicklungskommissar Louis Michel warnte davor, sich unter dem Eindruck der aktuellen Krise zu sehr auf kurzfristige Massnahmen zu verlegen. Auf Dauer sei es wichtiger, die «strukturellen Ursachen» der Lebensmittelknappheit zu überwinden, etwa die Landnutzungsrechte und die Handelsbedingungen.
Wolkige Formulierung zu Agrartreibstoffen
Angesichts der widersprüchlichen Ansichten der Teilnehmerstaaten zum Thema Agrartreibstoffe wurde ein Beschluss vorbereitet, die Auswirkungen dieser Produktion auf die Lebensmittelversorgung näher zu untersuchen.
Die Hauptproduzenten der Agrartreibstoffe - wie die USA und Brasilien - vertraten die Ansicht, dass «Biosprit» nicht als direkte Ursache des Hungers anzusehen sei. Im Schlussdokument des Gipfels solle es lediglich heissen, die «Herausforderungen» der Agrartreibstoffe sollten «offen angegangen» werden.
Afrikaner verärgert
Afrikanische Staats- und Regierungschefs reagierten enttäuscht auf die Beratungen. Ghanas Präsident John Kufour ermahnte die Delegierten, die Hungerkrise ernst zu nehmen. Senegals verärgerter Präsident Abdoulaye Wade vermisste eine Erklärung, wie die Welt auf Hunger und Armut reagieren wolle.
Die Vereinten Nationen verteidigten dagegen die Ergebnisse der Konferenz. «In den vergangenen 30 Jahren standen eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Ernährung nicht einmal auf der internationalen Tagesordnung», sagte Matthew Wyatt, Vize-Direktor des UNO-Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung.
fest (Quelle: sda)
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