Freitag, 25. April 2008 / 11:54:34
CS-Generalversammlung: Aktionäre kritisieren die Löhne
Zürich - Die Credit Suisse-Aktionäre haben an der Generalversammlung die Jahresrechnung 2007 genehmigt und der CS-Führung Entlastung erteilt. Einige Kleinaktionäre nutzten die Gelegenheit für kritische Voten.
Die Décharge-Erteilung erfolgte mit gut 93 Prozent der vertretenen Aktienstimmen, 5 Prozent wollten die Entlastung verweigern. In der Debatte wurden Management und Verwaltungsrat wegen der im Februar 2008 - erst nach Veröffentlichung der Jahresrechnung - aufgefundenen Verluste kritisiert.
Die Credit Suisse habe ihre eigenen Finanzen nicht im Griff, sagte etwa der Vertreter der Aktionärsvereinigung Actares. Thomas Minder, der die «Abzocker-Initiative» lancierte, kritisierte insbesondere die Ernennung von Brady Dougan zum Konzernchef als «Fehlgriff».
CEO Brady Dougan in der Kritik
Er müsse eingestehen, dass die internen Kontrollen in diesem Fall nicht wirksam waren, sagte Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz: «Die Vorfälle sind selbstredend inakzeptabel.» Man habe aber eine Reihe von Massnahmen ergriffen, um die Umsetzung der Kontrollprozesse weiter zu verbessern.
Konzernchef Brady Dougan gab sich in seiner Ansprache überzeugt, dass die CS besser gearbeitet habe als viele der Konkurrenten. Er erwähnte vor allem das Risikomanagement der Bank, das im US-Hypothekenmarkt bereits 2006 eine Überhitzung bemerkte und das Geschäft heruntergefahren habe.
Das am Donnerstag bekanntgegebene erste Quartal sei sicherlich klar unbefriedigend ausgefallen, sagte Konzernchef Brady Dougan. Dennoch sei die CS gut positioniert: Kunden suchten vermehrt «verlässliche Finanzpartner mit solider Kapitalbasis», zu denen auch die Credit Suisse zähle.
Löhne «jenseits von Anstand und Vernunft»
Erneut böse Worte mussten sich die CS-Verantwortlichen für ihre Millionensaläre hinnehmen. Die Löhne seien «jenseits von Anstand und Vernunft», sagte ein erregter Aktionär: «So lange Sie so viel Geld aus der Firmenkasse nehmen, kann ich Ihnen kein Lob spenden, Herr Kielholz.»
Thematisiert wurde von den Aktionären auch die Verteilung von Gratisfussbällen durch die Grossbank. Diese sollen teilweise in Kinderarbeit hergestellt worden sein. Konzernchef Brady Dougan bedauerte, dass man Kinderarbeit nicht ganz ausschliessen könne.
Die Aktionäre stimmten der vorgeschlagenen Ausschüttung einer Dividende von 2.50 Fr. pro Aktie zu. Der Vorschlag des Verwaltungsrats, zu dem es keine Debatte gab, wurde mit 99,68 Prozent der Stimmen gutgeheissen.
Ebenfalls reibungslos ging die Wiederwahl von sechs Verwaltungsräten vor sich. Die Kandidaten erhielten Stimmenanteile von mehr als 96 Prozent. Zu den Wiedergewählten gehört auch Nestlé-Präsident Peter Brabeck, der als zweiter Vizepräsident der CS vorgesehen ist.
dl (Quelle: sda)
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