Donnerstag, 7. Februar 2008 / 07:29:07
Bald Kopftücher an türkischen Hochschulen?
Ankara - Das türkische Parlament hat in erster Lesung ein Ende des Kopftuchverbots an den Universitäten des Landes beschlossen. Nach knapp zehnstündiger Debatte votierten die Abgeordneten mit grosser Mehrheit für entsprechende Verfassungsänderungen.
Am Samstag soll das Parlament in zweiter Lesung abschliessend über die Verfassungsänderung entscheiden.
Bei einer Zustimmung des Parlaments am Samstag könnten junge Frauen, die das streng islamisch gebundene Kopftuch («Türban») tragen, in der Türkei zum Studium zugelassen werden.
Vorstoss der AKP
Die Regierungspartei AKP wurde bei ihrem Gesetzesvorstoss von der nationalistischen Oppositionspartei MHP unterstützt. Die beiden Parteien, die die Änderung gemeinsam ins Parlament eingebracht hatten, haben in der Nationalversammlung von Ankara 410 der 550 Mandate.
Die AKP strebt seit Jahren eine Aufhebung des Kopftuchverbots an. In der geplanten Änderung heisst es mit Blick auf verschleierte junge Frauen, niemandem dürfe «das Recht auf höhere Bildung» verwehrt werden.
Islamisierung der Türkei?
Die Vorlage stösst auf heftigen Widerstand des weltlich ausgerichteten Lagers, einschliesslich der mächtigen Armee. Der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wird vorgeworfen, eine schleichende Islamisierung der Türkei zu betreiben und die von Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk verfügte Trennung von Staat und Religion aufzuweichen.
Mehr als 100'000 Menschen hatten erst kürzlich in der Hauptstadt Ankara gegen eine Abschaffung des Kopftuchverbots protestiert. Unter den Demonstranten waren zahlreiche Frauengruppen. Die oppositionelle Republikanische Volkspartei CHP will das Verfassungsgericht anrufen, falls die Änderungen vom Parlament verabschiedet werden sollten.
bert (Quelle: sda)
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