Freitag, 18. Januar 2008 / 06:55:23
Israel schliesst Grenzposten zum Gazastreifen
Jerusalem - Wie angekündigt hat Israel die Grenze zum Gazastreifen abgeriegelt. Das Land reagiere damit auf anhaltende Raketenangriffe aus dem Küstenstreifen, teilte die UNO-Organisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mit.
Die Sperre werde einige Tage lang aufrechterhalten, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Sie betreffe sowohl den Personen- als auch den Warenverkehr. Auf «aussergewöhnliche» humanitäre Anliegen könne jedoch reagiert werden.
Selbst Hilfslieferungen könnten die Grenze nicht mehr passieren. «Gaza ist total abgeriegelt. Das wird die Lage nur verschärfen», sagte UNRWA-Sprecher Christopher Gunness.
Die Isolierung des Gebiets stelle ein Gesundheitsrisiko für die dort lebenden Menschen dar, da sie nun täglich auf bis zu 20 Lastwagen mit lebensnotwendigen Lieferungen verzichten müssten, sagte Gunness weiter.
Weitere Luftangriffe
Bei neuen israelischen Luftangriffen im Gazastreifen starben sieben Menschen. Unter den Toten sind ein Führer der radikalen Gruppierung Volkswiderstands-Komitees und seine Frau, zwei Mitglieder der Organisation Islamischer Dschihad sowie zwei Hamas-Angehörige.
Bei dem Angriff auf die Dschihad-Kämpfer wurde laut palästinensischen Angaben auch ein Eselskarren hinter deren Fahrzeug getroffen. Die Frau, die ihn lenkte, sei getötet worden, ihr Kind schwer verletzt. Auch zwei Passanten seien verletzt worden.
Verhaftung von Al-Aksa-Anhängern
Im Westjordanland tötete die israelische Armee derweil einen Anführer der Al-Aksa-Brigaden. Wie das israelische Militär-Radio berichtete, war nach Ahmed Sanakrah bereits seit mehr als einem Jahr gesucht worden. Er wurde demnach in einem Flüchtlingslager in Nablus von einer Spezialeinheit getötet.
Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen wurden ausserdem drei Aktivisten gefangengenommen. Die Al-Aksa-Brigaden sind der bewaffnete Arm der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.
Olmert will Terroristen weiter bekämpfen
Israel will mit den jüngsten Luftschlägen den Beschuss des Landes durch militante Palästinenser unterbinden. Premier Ehud Olmert erklärte, Israel werde Hamas und Islamischer Dschihad weiter «ohne Nachgeben und ohne Mitleid bekämpfen».
Israel könne «den andauernden Beschuss seiner Bürger nicht akzeptieren». Man werde sich dabei bemühen, palästinensische Zivilisten zu verschonen.
Die Zeitung «Jerusalem Post» berichtete unter Berufung auf einen hohen Beamten der palästinensischen Autonomiebehörde, dass Präsident Mahmud Abbas für den Fall weiterer israelischer Militäroperationen im Gazastreifen und im Westjordanland über seinen Rücktritt nachdenke.
Tritt Abbas zurück?
«Der Präsident hat gesagt, dass er zurücktreten wird, wenn die militärische Eskalation und das tägliche Töten weitergehen», sagte der namentlich nicht genannte Beamte.
Israels Aktionen unterminierten die Autorität der Autonomiebehörde und trieben mehr und mehr Palästinenser in die offenen Arme radikaler Organisationen wie Hamas und Islamischer Dschihad.
Abbas sei vor allem darüber erzürnt, dass Israel seine Militäroperationen so kurz nach dem Besuch von US-Präsident George W. Bush in der Region forciert habe. Abbas Sprecher Nabil Abu Rudeineh beschuldigte Israel, die Friedensgespräche zu sabotieren.
tri (Quelle: sda)
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