Montag, 14. Januar 2008 / 18:05:00
Frankreich wittert Milliardengeschäfte am Golf
Riad - Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy wirbt auch bei seiner Reise durch die Golfregion für französische Atomkraftwerke. Den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bot er zwei Druckwasserreaktoren an.
Nach einer Mitteilung der Energiekonzerne Total, Suez und des staatliche Atomkonzerns Areva schlossen Frankreich und die VAE ein Abkommen, um die neuen Reaktoren vom Typ EPR zusammen mit örtlichen Firmen zu bauen.
Den Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) hatten die Areva und der deutsche Siemens-Konzern gemeinsam entwickelt. Der Reaktor soll leistungsfähiger und sicherer als frühere AKW-Generationen sein. Europas erstes EPR entsteht derzeit in Finnland.
AKWs für Saudi-Arabien und Abu Dhabi
Zuvor hatte Sarkozy auch Saudi-Arabien Gespräche über die Atomenergie angeboten. «Frankreich setzt sich im Namen der Gerechtigkeit dafür ein, dass alle Völker das Recht auf zivile Atomtechnik haben», sagte Sarkozy am Montag in Riad.
Der Präsident hatte der arabischen Welt nach seinem Amtsantritt im Mai eine Zusammenarbeit bei der Atomenergie angeboten. Bislang unterzeichnete Frankreich Kooperationsabkommen mit Marokko, Algerien und Libyen.
Am Dienstag will Sarkozy ein weiteres Abkommen unterzeichnen, diesmal für zwei AKWs in Abu Dhabi, der nächsten Station des französischen Präsidenten. Die französische Zeitung «Les Echos» berichtete, Total, Suez und Areva hätten sich deswegen am Wochenende auf ein Joint Venture im Wert von umgerechnet knapp 9,8 Mrd. Franken geeinigt.
«Schlüssel der Iran-Strategie»
Sarkozys Atompolitik in der arabischen Welt sorgt bei seinen europäischen Nachbarn für Stirnrunzeln. In den Golfstaaten dagegen wächst die Sorge vor dem wachsenden Einfluss Irans in der Region und über den Atomkonflikt zwischen der Islamischen Republik und dem Westen.
Bereits vor über einem Jahr hatten deshalb die sechs Staaten des Golfkooperationsrates beschlossen, bis 2025 ein gemeinsames AKW in Betrieb zu nehmen. Aus französischer Sicht gehe es um Milliardengeschäfte, sagte der Experte François Heisbourg vom Internationalen Institut für strategische Studien (IISS).
Sarkozys Atomangebote seien aber auch «Schlüssel der französischen Iran-Strategie». Die arabischen Länder sollten so gegen den Iran mobilisiert werden und die iranische Führung solle sehen, dass der Kampf gegen die internationale Gemeinschaft in der Atomfrage ein Fehler sei.
Sarkozy bei Abdullah
In Saudi-Arabien hatte Sarkozy bei seinem ersten Besuch bereits am Sonntagabend vier Zusammenarbeitsabkommen mit König Abdallah unterzeichnet. Nach saudischen Angaben ging es vor allem um den Öl- und Gassektor.
Am Montag hielt Sarkozy eine Rede vor dem Schura-Rat in Riad. Dort lobte er die Bemühungen Abdullahs um einen Dialog zwischen Muslimen und Christen. Dessen Besuch bei Papst Benedikt XVI. 2007 «war bedeutungsvoller als viele internationale Konferenzen», sagte Sarkozy.
Er hob ausserdem die Bedeutung Saudi-Arabiens als «heiligem Land für alle Muslime» hervor. Der Schura-Rat hat nur beratende Funktionen. Seine Mitglieder werden vom König ernannt.
fest (Quelle: sda)
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