Montag, 22. Oktober 2007 / 11:14:38
Wie man eine Wahl versiebt
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Ja, es sind alle Befürchtungen von SVP-Gegnern wahr geworden und alle Hoffnung der Blocher-Adepten in Erfüllung gegangen. Auch der Autor, der die SVP Ende des letzten Jahres noch auf der Verliererstrasse wähnte, muss anerkennen, dass es in der Schweiz nur noch Slogans und politische Gegner, die keine sind, braucht, um eine Wahl zu gewinnen.
Sogar Ueli Maurer, der Sub-Capo der SVP, musste eingestehen, dass nicht nur die Stärke seiner Partei, sondern auch die Schwäche der Gegner zu dem Sieg der SVP beigetragen habe. Doch seien wir objektiv: Es war vor allem die Schwäche der Gegner. Und deren Dummheit.
Da wäre zunächst die FDP. Dominiert von einem abgehobenen Alpha-Tier im Bundesrat – Pascal Couchpin – und abgesehen davon ohne sichtbare, hörbare oder sonst wie wahrnehmbare Inhalte. Die FDP ist eine Art Stimmen-Buffet für die SVP geworden, woher diese bürgerliche Wahlanteile offenbar nach Belieben abtischen kann.
Zum anderen natürlich die SP, die nun hoffentlich nach dieser Ohrfeige endlich wieder aufgewacht ist. Das Gejammere, dass die bösen Grünen und Grünliberalen ihre Stimmen geklaut hätten, ist reiner Quatsch. Sie schafften es einfach nicht, bei einer höheren Wahlbeteiligung ihre eigenen Wähler zu mobilisieren, weil sie keinen Wahlkampf sondern eine Jammerbude betrieben hatten, die ausgerechnet den politischen Gegner zum Hauptwahlkampfthema machte.
Die SVP hatte so das Glück, dass für sie auch noch von der anderen Seite üppig Propaganda gemacht wurde, während die SP kein einziges Thema schlüssig besetzen oder gar definieren konnte. Es ging nur um Blocher, Blocher, Blocher. Ach ja, um Blocher ging es auch noch. Bei der SP. Wenn sich diese Partei in der Folge wundert eingesackt zu sein, ist dies wirklich von erlesener Absurdität. Wer nur über den anderen redet, darf sich nicht wundern, wenn man selbst totgeschwiegen wird.
Die ganz Dummen in dieser elektoralen Blähung waren natürlich die Schwarzblöckler der Schwarze-Schaf-Veranstaltung von Bern. Die debilen Gewaltexzesse auf dem Bundesplatz waren wohl die allerbeste Werbung, die sich die SVP nur vorstellen konnte. Wurde hier doch demonstriert, dass in einer Links-Grün regierten Stadt nicht einmal mehr ein Minimum an Recht, Ordnung und Schutz des politischen Gegners gewährleistet ist und Kriminelle scheinbar freie Bahn haben. Wenn es etwas braucht, um bürgerliche Wähler zu mobilisieren, die ansonsten nicht an die Urne gehen würden, sind es Steine werfende Chaoten.
Dass im Endeffekt alles praktisch beim Gleichen bleibt und die Kräfteverhältnisse über die Blöcke hinweg weiter so gut wie zuvor Bestand haben, zeigt wohl am Klarsten, dass in diesem Wahlkampf vor allem die Schwachen Stimmen verloren haben.
Die FDP scheint endgültig zu einem Auslaufmodell geworden zu sein. Orientierungslos und verloren muss sie, wenn es so weiter geht, bald einmal einen Bundesratssitz an die neu erstarkende CVP abgeben. Die SP andererseits kann zwar noch ihre beiden Sitze halten, aber auch sie braucht eine Neu-Orientierung, eine neue Führung und ein neues, den heutigen Realitäten angepasstes Parteiprogramm, mit dem sie auch fundierte, realisierbare Wahlthemen und Visionen setzt.
Nur so wird es ihr gelingen, sich selbst anhand von Schwerpunkten und nicht durch den politischen Gegner zu definieren. Wenn die SP das versäumt, wird sie den Weg der FDP nachgehen, einer Partei, die ihre Identität immer noch in der eigenen ruhmreichen Vergangenheit sucht und genau so wie jene immer weiter verblasst, bis nur noch eine schemenhafte Erinnerung vorhanden ist.
von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)
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