Montag, 16. Juli 2007 / 20:00:00
Unternehmerinnen Mut machen - auch im Hightech-Bereich
Bereits 2009 wird die Hälfte der KMU in den USA von Frauen geleitet, prognostiziert eine Studie. «Eine unvorstellbare Grösse für uns Schweizer Unternehmerinnen», kommentiert Marianne Starlander: «Gerade auch im Hightech-Bereich ist der Frauenanteil nach wie vor sehr tief.» Marianne Starlander und Giovanna Davatz gehören zu den Ausnahmen von dieser Regel. Und sie haben beide die Teilnahme am Workshop «venture leaders» in Boston gewonnen.
Marianne Starlander und Giovanna Davatz haben ihren Aufenthalt in Boston benutzt, um interessante Vergleiche anzustellen. Das Ergebnis ist als Artikel im Westschweizer Wirtschaftsmagazin «agefi» erschienen.
In Bereichen wie Dienstleistung, Handel und auch Handwerk sind die Frauen in den USA sehr gut vertreten, im Hightech-Bereich glänzen sie dagegen ebenfalls durch Abwesenheit. Und im Bereich Risikokapital finden wir ganze zehn Prozent Frauen in Firmenleitungen oder Verwaltungsräten.
In Europa ist diese Zahl mit fünf Prozent noch tiefer – und Besserung ist nicht in Sicht: Von den kürzlich neu ernannten CEO sind ganze drei Prozent weiblich.
Um hier Gegensteuer zu geben und um künftige Unternehmerinnen in Innovationsbranchen zu ermutigen, wurde 1995 in Boston das «Center for women & enterprise» gegründet, das spezifische Ausbildungen für potenzielle Unternehmerinnen anbietet.
Verschiedene Ursachen für eine unbefriedigende Situation
Welches aber sind die Gründe dafür, dass sich Frauen in innovativen Start-ups so selten engagieren? Eine wichtige Ursache sei das mangelnde Selbstvertrauen, sagt der amerikanische «Diana Project Report». Für Diane Reinhard, Direktorin von PotentialYse und Spezialistin für Frauen im Unternehmertum, sind die nach wie vor nicht sehr familienfreundlichen Strukturen ein Grund für die Dominanz der Männer. Aber auch die psychologische Weigerung, Verantwortung und Teilzeit miteinander in Verbindung zu setzen, spiele eine wichtige Rolle.
«Capital and connections» - auch für Unternehmerinnen
Die ungleiche Verteilung von Risikokapital ist ein weiterer Faktor: In den USA ist der Anteil der Frauen an der Gründung solcher Firmen grösser als je zuvor, der Anteil des Risikokapitals, das in diese Unternehmen investiert wird, bleibt jedoch unverhältnismässig klein. Warum diese Diskrepanz? Haben die Investoren kein Vertrauen in die Unternehmerinnen? Oder liegt es daran, dass es auch im Kapitalbereich bestimmte geschlossene Zirkel gibt, zu denen die Frauen kaum Zugang haben?
Zum Beispiel Robin Chase: «Keine speziellen Hürden»
In den USA will beispielsweise die Organisation «Springboard Entreprises» mit der Devise «Women, capital and connections» Frauen zum nötigen Kapital und den nötigen Kontakten verhelfen.
Robin Chase, als Gründerin des Start-ups Zipcar in Boston, der Car-Sharing organisiert, gehört zu den bekannteren Figuren der Szene. Für sie sind die Herausforderungen für einen Frau oder für einen Mann gar nicht so unterschiedlich. Sie habe sich durchsetzen und ihre Qualitäten beweisen müssen – und dabei keine besonderen Hürden angetroffen, weil sie eine Frau sei, sagt sie.
Marianne Starlander und Giovanna Davatz / Übesetzung ps (Marianne Starlander hat MedSLT - Medical Speech Translator - mit entwickelt, eine mehrsprachige Software entwickelt, die Sprachprobleme bei Notfällen in Spitälern ausschalten soll. Giovanna Davatz ist zusammen mit Rico Chandra Gründerin von arktis radiation detectors. Ihr Projekt hat bereits beim Businessplan-Wettbewerb «Venture 06» von ETGH und McKinsey den ersten Platz belegt und dieses Jahr neben dem ZKB Pionierpreis Technopark auch einen der fünf Preise der de Vigier-Stiftung gewonnen.)
ps. Mit einem Frauenanteil von 20 Prozent unter den Gewinnern liegt «venture leaders» deutlich über dem Durchschnitt – sogar über dem amerikanischen. Für Giovanna Davatz ist das «ein ermutigendes Resultat. Darum sind Programme wie ‘venture leaders’ auch sehr wichtig, um Unternehmerinnen in der Schweiz für das ‘Abenteuer Start-up’ Mut zu machen!»
ps
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Links zum Artikel:
In Boston von den Besten lernen
Marianne Starlander und ihr Projekt
Giovanna Davatz: Der Erfolg der «arktis»
Robin chase: Caresharing in Boston
La couleur de l'économie: Wirtschaft aus der Westschweiz
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