Donnerstag, 8. Juni 2006 / 10:52:23
Bundesbrief fliegt mit Polizeischutz
Schwyz - Unter beträchtlichen Sicherheitsvorkehrungen ist der Bundesbrief zur Reise über den Atlantik gestartet.
Für drei Wochen ist er das Prunkstück einer Ausstellung im Amerikanischen Museum für Verfassungsgeschichte in Philadelphia.
Die Aufregung in Schwyz war gross: Bodyguards im und um das Bundesbriefmuseum sowie als Kontrapunkt eine Schar eifriger Medienleute. Immerhin ging es um die erstmalige Ausleihe eines einmaligen Dokumentes, des Bundesbriefes von 1291.
Urkunde Nr. 27 des Bundesbriefmuseums steht im Mittelpunkt der Ausstellung «Sister Republics» (Schwesterrepubliken) vom 10. bis 30. Juni 2006. Die Schau im National Constitution Center in Philadelphia zeigt u.a. Parallelen zwischen der schweizerischen und der amerikanischen Verfassung auf.
Wirbel um Ausleihe
Das Ja der Schwyzer Regierung zu der Ausleihe in die USA sorgte im März kurfristig für Wirbel. Die SVP-Nationalräte Christoph Mörgeli, Peter Föhn und Pirmin Schwander fanden es unbegreiflich, den «Grundpfeiler der Willensnation» ins Ausland auszuleihen. Sie boten eine Million Franken, um den Brief zu kaufen und die Ausleihe zu verhindern.
Die Schwyzer Regierung lehnte das Angebot umgehend ab: Der Bundesbrief sei nicht verkäuflich. Staatsarchivar Kaspar Michel hat zwar durchaus Verständnis für die Sorgen der SVP-Politiker. Immerhin gehe es um ein aussergewöhnliches Dokument der Schweizergeschichte.
Hollywoodreife Vorstellung
Die demonstrativen Sicherheitsmassnahmen dienten denn wohl auch der Beruhigung aufgewühlter Patrioten. Kurz vor 8 Uhr streifte sich Staatsarchivar Michel weisse Handschuhe über, nahm Urkunde 27 aus der Vitrine, schob sie in eine Plastikhülle, verschweisste diese und legte sie in einen Spezialkoffer: darin ist der Brief geschützt u.a. gegen Wasser, Säure und Schläge.
Hollywoodreif kettete sich Michel dann mit Handschellen an den Koffer, schritt aus dem Museum, die breite Freitreppe hinab. Dort fuhren drei (unbeschriftete) Fahrzeuge der Schwyzer Polizei vor - und weg war die ungewöhnliche Briefpost.
bert (Quelle: sda)
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