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www.hispanische.info, www.grippe.info, www.bushs.info

Freitag, 19. Mai 2006 / 11:43:09

Bushs hispanische Grippe

.

Plötzlich ist die Mehrzahl der Radiosender spanisch. Wer jemals von Norden her in den südwestlichen Teil der USA gefahren ist, hat dies sicher festgestellt. Und wenn man keine Mex-Country-Musik mag und kein Spanisch beherrscht, tja, dann hat man Pech gehabt.

Doch die Realität in den USA ist mal jene, dass die so genannten Latinos oder Hispanics – die Immigranten aus Lateinamerika, vor allem aus Mexiko – die grösste und am schnellsten wachsende Minderheit sind.

Diese Gruppe, die momentan mit knapp 4 Prozent pro Jahr wächst, stellt unterdessen mit über 15 Prozent offiziellem Bevölkerungsanteil und gut 44 Millionen Köpfen die grösste amerikanische Minderheit hinter den weissen, englischsprachigen Amerikanern.

Dazu kommen noch geschätzte 12 Millionen illegale Latinos, die – ähnlich wie in Europa die illegalen Immigranten aus Afrika und den Balkanstaaten – Billigjobs und niedrig qualifizierte Arbeiten machen. Arbeiten, für die sich US-Bürger meist zu schade sind.

Dazu reisst der Strom von Emigranten aus Mexiko nicht ab. Täglich versuchen Hunderte, die Grenze zu überqueren, und in den Staaten irgendwo Jobs als Küchenhilfen, Erntehelfer oder Gärtner zu ergattern. Die Beschäftigung illegaler Arbeitskräfte ist fast schon epidemisch.

Lange Zeit wurde versucht, das Problem nicht als solches anzuerkennen und scheinbar hofften viele, dass sich die Sache einfach von selbst erledigen würde. Doch seit die 'legalen' Latinos eine erhebliche und wichtige Minderheit geworden sind, lässt sich die Angelegenheit nicht mehr weg schweigen. Sie sind zu einem Machtfaktor geworden: Der offizielle Bevölkerungsanteil der Hispanics betrug 2004 in den beiden Riesenstaaten Kalifornien und Texas beinahe 35 Prozent. In New Mexico waren es gar 43 Prozent der offiziellen Bevölkerung. Geht man davon aus, dass die illegalen den Anteil um einen weiteren Viertel erhöhen, wird begreiflich, dass einige Weisse ihre Dominanz im Land gefährdet sehen.

Es herrscht die Angst vor einer Re-Conquista, einer Rückeroberung des von den Mexikanern im 19. Jahrhundert entrissenen Südwestens. Entsprechend markig sind denn auch die Töne mancher Politiker und die Debatte über das neue Einwanderungsgesetz wird hitzig und kontrovers geführt.

So wurde am Donnerstag im Senat eine Gesetzesvorlage beschlossen, die Englisch zur 'Nationalen Sprache' erklären würde, eine Massnahme, die zum Teil als rassistisch bezeichnet wurde. Dies weil sie vor dem Erwerb eine Niederlassung in den Staaten einen English-Test vom Bewerber erfordern würde, eine Massnahme, die es bis jetzt nur für die Einbürgerung brauchte.

Die strammen Republikaner wollen die Grenze zusätzlich sichern, illegale Immigranten kriminalisieren und – wenn möglich –raus werfen. Dies in Verbindung mit einer Einschränkung der legalen Einwanderung und einer Weigerung, Gastarbeiter zuzulassen.

Diese Anwandlungen reflektieren eine grosse Angst vor Veränderungen und totalen Realitätsverlust. Dass sich ausgerechnet Präsident Bush, der in der Aussen- und Fiskalpolitik jeden Kontakt mit der wirklichen Welt zu vermeiden suchte, auf der Seite des Realismus findet, ist ganz schön ironisch. Vermutlich hat er in seiner Zeit als Gouverneur von Texas realisiert, dass in den südwestlichen Staaten der USA ohne Mexikaner nichts mehr geht. Sein Einsatz für Gastarbeiter und Legalisierung entspringt reiner Vernunft.

Denn landwirtschaftliche Betriebe oder Landschaftsgärtnereien schaffen es nicht - auch für gute Löhne - legale Arbeitskräfte zu finden. Die republikanischen Hardliner beeindruckt das nicht: Sie arbeiten darauf hin, die USA englisch und protestantisch zu bewahren – die Spanisch sprechenden Katholiken, die willig sind, auch körperlich hart zu arbeiten, sind ihnen ein Gräuel und sie behaupten stur, dass illegale Hispanics Amerikanern gute Jobs wegnehmen.

Wirtschaftskreise sind entsetzt über diese weltfremde Haltung der Regierungspartei. Viele Parteispender wenden sich von den Republikanern ab und den weniger dogmatischen Demokraten zu. Da hilft auch die gemässigte Haltung von Bush nichts mehr: Dass er es nicht schafft, die eigene Partei auf Linie hinter sein Gastarbeiterprogramm zu bringen, schwächt ihn innenpolitisch und zeigt, dass er auch in seiner Partei nicht mehr respektiert wird.

Wenn im Herbst die Kongress- und Senats-Erneuerungswahlen anstehen, wird es heiss für Bush und die Republikaner. Verlieren sie die Unterstützung der Latinos, die sie bei den letzten Wahlen noch hatten, könnte die Sache zu einem Desaster unglaublichen Ausmasses werden. Ein Verlust der parlamentarischen Mehrheiten würde Bush zur lahmen Ente machen, die in den restlichen zwei Jahren seiner Amtszeit nichts mehr auf die Reihe bringen könnte.

In einer Welt voller Krisen und Gefahren kein verlockender Ausblick, im Angesicht seiner bisherigen Performance aber vielleicht nicht das Schlimmste.

von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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  • Bevölkerungsentwicklung USA
    Offizielle Statistiken über die Bevölkerunsentwicklung in den USA
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