Dienstag, 2. Mai 2006 / 19:49:12
Öl-Verstaatlichung in Bolivien kritisiert
La Paz - Nach der Verstaatlichung der Öl- und Gasressourcen will Bolivien weitere Wirtschaftszweige unter die Kontrolle des Staates stellen.
Präsident Evo Morales will auch den Bergbau, und die Forst- und Landwirtschaft verstaatlichen. Dies kündigte Morales am Montag (Ortszeit) in La Paz an. Wenige Stunden zuvor hatte der linksgerichtete Präsident sein Wahlversprechen vom Dezember erfüllt und den Öl- und Gassektor unter die Kontrolle des staatlichen Energiekonzerns YPFB gestellt.
Militär und die Polizei besetzten landesweit 53 Anlagen der Erdöl- und Erdgasindustrie, neben Förderanlagen auch Pipelines und Raffinerien. Bislang hatte der Staat nur die Lagerstätten besessen.
EU besorgt
YPFB werde während der kommenden 180 Tage über die neue Vergabe von Lizenzen, Fördermengen und Exporte entscheiden. In der Übergangsphase müssten die Unternehmen 82 Prozent der Einnahmen dem Staatskonzern überlassen. Dies werde der Konjunktur helfen und Arbeitsplätze in Bolivien schaffen, sagte Morales.
Erste Reaktionen waren von Zurückhaltung gekennzeichnet. Die EU äusserte sich besorgt. Es drohe ein weiterer Preisanstieg beim Erdöl, sagte ein Sprecher.
Krisensitzung in Brasilien
Das Nachbarland Brasilien kritisierte die Verstaatlichung als eine «unfreundliche Geste». Sie werde als Vertragsbruch verstanden. Präsident Luiz Inacio Lula da Silva berief eine Krisensitzung des Kabinetts ein. Petrobras kontrolliert bisher 14,5 Prozent von Boliviens Erdgasreserven.
Spaniens Regierung äusserte ihre «tiefe Besorgnis». Ein Sprecher des Repsol-Konzerns sagte, man sei völlig überrascht worden. Repsol YPF kontrolliert 25,5 Prozent der Erdgasproduktion Boliviens.
Exxon wartet ab
Der weltgrösste Ölkonzern ExxonMobil hielt sich bedeckt. «Wir analysieren die Situation. Für eine Einschätzung ist es aber noch zu früh», sagte Konzernsprecher Bob Davis in Houston. Ähnlich äusserte sich ein Total-Sprecher.
ht (Quelle: sda)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Spanien sagt Argentinien wegen YPF-Verstaatlichung Kampf an
Dienstag, 17. April 2012 / 08:02:00