Samstag, 29. April 2006 / 16:37:50
US-Oberstleutnant wegen Folter angeklagt
Washington - Zum ersten Mal soll ein US-Offizier wegen der Häftlingsmisshandlungen im irakischen Gefängnis von Abu Ghraib vor Gericht kommen.
Der Oberstleutnant Steven Jordan ist als bisher ranghöchster US-Militär in dem Fall unter Anklage gestellt worden.
Dem Geheimdienstoffizier werden Grausamkeit und die Misshandlung von Gefangenen sowie sechs weitere Punkte vorgeworfen, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. Jordan war früher Leiter des Verhörzentrums in Abu Ghraib.
Wegen des dortigen Folterskandals wurden bisher hauptsächlich untere Dienstgrade verurteilt, teilweise zu mehrjährigen Haftstrafen. Zwei noch ranghöhere Offiziere als Jordan waren dagegen mit militärinternen Disziplinarmassnahmen davongekommen.
Offizielle Rügen
So wurde die ehemals für das Gefängnis zuständige Brigadegenerälin Janis Karpinski um einen Rang degradiert, und Jordans unmittelbarer Vorgesetzter in Abu Ghraib, der für Aufklärung zuständige Oberst Thomas Pappas, musste ein Bussgeld in Höhe von 8000 Dollar zahlen. Beide wurden ausserdem offiziell gerügt.
Jordan war in der zweiten Jahreshälfte 2003 Leiter des Verhörzentrums in Abu Ghraib, das heisst zum Zeitpunkt der durch Fotos dokumentierten schweren Gefangenenmisshandlungen. Die Bilder, die unter anderem irakische Häftlinge in sexuellen Zwangsposen zeigten, waren im Frühjahr 2004 um die Welt gegangen.
Jordan wird unter anderem angelastet, Gefangene sexueller Erniedrigung sowie Einschüchterung durch Hunde ausgesetzt zu haben. Im Zuge der folgenden Ermittlungen habe er dann wiederholt geleugnet, von den Misshandlungen gewusst zu haben.
Weiter wird dem Offizier vorgeworfen, seine Untergebenen nicht ausreichend überwacht und damit seine Aufsichtspflichten verletzt zu haben.
smw (Quelle: sda)
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