Montag, 16. Januar 2006 / 10:25:23
Noch kein Urteil über Irans Atomprogramm
New York - Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed el Baradei, sieht sich nicht in der Lage zu beurteilen, ob Teheran mit seinem Atomprogramm friedliche oder militärische Absichten verfolgt.
In den vergangenen drei Jahren habe seine Behörde intensive Nachforschungen dazu betrieben, dennoch sei er immer noch nicht in der Lage, ein abschliessendes Urteil über das Nuklearprogramm abzugeben, sagte El Baradei in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem US-Nachrichtenmagazin «Time».
Die Frage, ob es Informationen über ein militärisches Nuklearprogramm gebe, verneinte El Baradei zwar. Doch er fügte hinzu, er könne solche Aktivitäten auch nicht ausschliessen.
Wenn Iran ein Atomprogramm und dazu parallel ein Waffenprogramm betreibe, dann «sind wir nicht sehr weit - einige Monate - von einer Atomwaffe», fügte El Baradei hinzu.
Keine Lust
Zu einer möglichen Einschaltung des UNO-Sicherheitsrates in dem Streit um das iranische Atomprogramm sagte der IAEA-Chef, niemand habe «Lust» dazu, wenn es sich vermeiden lasse.
Sollte der Fall aber vor das UNO-Gremium in New York gebracht werden, werde es ein «graduelles» Vorgehen geben.
«Wenn die Iraner die Konfrontation suchen, werden alle leiden, aber letzlich werden die Iraner mehr darunter leiden, weil ihnen gegenüber eine geeinte internationale Gemeinschaft steht.»
Blix warnt
Unterdessen hat der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Hans Blix, vor einer Einschaltung des UNO- Sicherheitsrats gewarnt.
Die Überlegungen für Beratungen im Sicherheitsrat bringen einen «immer dramatischeren Ton» in den Konflikt.
Der Westen müsse sich mehr darum bemühen, Iran in die internationale Gemeinschaft «zurückzuholen», sagte Blix im britischen Radiosender BBC.
«Der Westen wird wie ein Papiertiger aussehen, wenn er das jetzt unterlässt.» Blix war der Vorgänger el Baradeis.
rr (Quelle: sda)
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