Mittwoch, 12. Oktober 2005 / 17:55:00
Syrischer Minister begeht Selbstmord
Damaskus - Der syrische Innenminister Ghasi Kanaan hat drei Wochen nach seiner Befragung im Fall Hariri Selbstmord begangen.
Nach Angaben der Regierung in Damaskus hat sich der General in seinem Büro erschossen. Ein Spitalarzt sagte, er habe noch gelebt, als er in die Klinik gebracht wurde. Kanaan war von dem deutschen Oberstaatsanwalt und UNO-Sonderermittler Detlev Mehlis im September zum Mord an dem libanesischen Ex-Regierungschef Rafik Hariri befragt worden.
Der 63-jährige Kanaan hatte bis 2002 zwei Jahrzehnte lang die syrischen Geheimdienste im besetzten Libanon geleitet. Er galt als der «starke Mann» Syriens im Nachbarland.
Anschuldigungen zurückgewiesen
Wenige Stunden vor seinem Tod gab der General ein Radiointerview. Darin wies er Berichte zurück, er habe Hariri vor fünf Jahren gegen 10 Millionen Dollar (12 Mio. Franken) Schmiergeld zum Wahlsieg im Libanon verholfen.
Seine Gegner hatten ihn als korrupten Drogenboss bezeichnet. In dem Interview sagte er, dies werde wohl «seine letzte Erklärung» sein.
Zuvor hatte er einen libanesischen TV-Bericht kommentiert, in dem es um seine Aussage in der Mehlis-Untersuchung gegangen war. Kanaan hatte darin jede Verwicklung in den Mord an Hariri von sich gewiesen und traditionell gute Beziehungen zwischen Syrien und dem Libanon betont.
Stabilität nicht bedroht
Der syrische Informationsminister Mahdi Dachlallah schloss aus, dass Kanaan umgebracht wurde. Die Stabilität Syriens sei durch den Selbstmord nicht bedroht, fügte er hinzu.
Auf die Frage, ob er einen Zusammenhang zwischen dem Tod seines Kabinettskollegen und den Ermittlungen des UNO-Teams zum Hariri-Mord sehe, antwortete er: «Diese Beschuldigungen kommen von den Feinden Syriens».
Hariri war am 14. Februar bei einem Bombenanschlag in Beirut ums Leben gekommen. Der Anschlag hatte in Libanon zu einer anti-syrischen Kampagne geführt.
Auf Druck der Vereinten Nationen sahen sich die Syrer schliesslich im vergangenen April gezwungen, ihren Geheimdienst und die restlichen Truppen abzuziehen, die seit dem Bürgerkrieg in Libanon stationiert waren.
Die US-Regierung hatte im Sommer erklärt, sie habe die Konten Kanaans und seines Nachfolgers in Libanon, Rustum Ghassala, in den USA eingefroren. Zur Begründung hiess es, beide Generäle seien an illegalen Geschäften in Libanon beteiligt gewesen.
bert (Quelle: sda)
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