Dienstag, 13. September 2005 / 15:45:38
Saudi Arabien: Mutter soll geköpft werden
Kairo - In einer Zelle im Gefängnis der saudi-arabischen Stadt Abha wartet eine 26 Jahre alte Frau seit 6 Jahren auf ihre Enthauptung. Das Schicksal der Mutter von drei Kindern hat bei vielen Menschen in dem islamischen Königreich Mitleid erregt.
Wie die Zeitung «Arab News» am Dienstag berichtete, steht ihre bereits mehrfach verschobene öffentliche Hinrichtung nun kurz bevor. Für ihre Unterstützer hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen, auch wenn noch kein Termin veröffentlicht wurde.
Die von einem islamischen «Scharia-Gericht» zum Tode verurteilte Frau aus der Kleinstadt Chamis Muschajit hatte im Prozess erklärt, sie habe mit einem Mann eine heimliche Beziehung begonnen. Als dieser Sex mit ihr wollte, lehnte die verheiratete Frau dies jedoch ab. Bei einem Vergewaltigungsversuch tötete sie ihn.
«Blutgeld» abgelehnt
Unterstützer der «Chamis-Muschajit-Mädchen» genannten Frau haben sogar ein Internetforum für sie eingerichtet. Dort schreiben sie: «Oh mein Gott, erhöre unsere Gebete und unsere Tränen, bitte verzeih».
Mehrere Stammesführer und Abgeordnete aus der Heimatprovinz der Verurteilten haben in den vergangenen Jahren und zuletzt erst vor einigen Wochen versucht, die Familie des Getöteten dazu zu bewegen, ein «Blutgeld» zu akzeptieren.
Der Hinrichtungsbeschluss wäre damit nichtig. Die Brüder des Mannes lehnten jedoch immer wieder ab. Sie bestehen auf der Enthauptung der Frau, die zum Zeitpunkt der Tat 20 Jahre alt war. Ihr drittes Kind brachte sie im Gefängnis zur Welt.
Hoffnung auf Begnadigung
Der Direktor des Gefängnisses von Abha, Saud el Otaibi, sagte «Arab News», die Frau sei jetzt, da ihre Hinrichtung näher rücke, sehr deprimiert und auch körperlich geschwächt. Das «Chamis-Muschajit-Mädchen» soll ihre Tat im Gefängnis bereut und den gesamten Koran auswendig gelernt haben.
Letzteres erhöht in Saudi-Arabien, wo eine besonders strenge Auslegung des Islam Staatsreligion ist, die Chancen auf eine Begnadigung. Sogar der Islamist Abdul Asis e Mukrin, der später zum Anführer der El-Kaida-Terroristen in Saudi-Arabien aufstieg, war 2001 vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden, weil er die heilige Schrift der Muslime auswendig gelernt hatte.
Das Herrscherhaus von Saudi-Arabien und die Regierung haben mehrfach erklärt, dass sie sich in Fragen des islamischen Rechts weder von internationalen Menschenrechtsorganisationen noch von der Menschenrechtskonferenz der Vereinten Nationen beeinflussen lassen wollen.
Amputation und Peitschenhiebe
So hat beispielsweise Amnesty International schon mehrfach gegen unfaire Prozesse und die Vollstreckung der Todesstrafe in Saudi-Arabien protestiert. Dieben werden in Saudi-Arabien Gliedmassen amputiert. Für andere Vergehen, wie zum Beispiel «Anmache im Einkaufszentrum», können Saudis und Ausländer ausgepeitscht werden.
In Saudi-Arabien wurden seit Jahresbeginn 62 Menschen hingerichtet, darunter zwei Frauen. Frauen werden vom Henker genauso enthauptet wie die Männer. Sie tragen bei der Hinrichtung das in Saudi-Arabien vorgeschriebene schwarze Gewand mit Kopftuch.
Anne-Beatrice Clasmann (Quelle: dpa)
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