Mittwoch, 7. September 2005 / 08:41:46
Seuchen, Gewalt: New Orleans wird zwangsgeräumt
New Orleans - Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Hurrikan im Süden der USA hat der Bürgermeister von New Orleans die Zwangsräumung der Stadt angeordnet.
Dies geschieht wegen der wachsenden Seuchengefahr und der weiterhin dramatischen Lage. In einer veröffentlichten Anweisung ermächtigte Bürgermeister Ray Nagin die Polizeikräfte, alle in der Stadt verbliebenen Bewohner zu evakuieren, die nicht direkt an den Rettungsmassnahmen beteiligt seien.
Nagin begründete die erforderliche komplette Evakuierung von New Orleans mit den katastrophalen Bedingungen in der Stadt, die nach seinen Angaben immer noch zu 60 Prozent überflutet ist.
Wasser vergiftet
Das Wasser sei wegen der darin schwimmenden Leichen und Fäkalien vergiftet, wegen zahlreicher Lecks in Gasleitungen drohten Explosionen. Es gebe in der Stadt kein fliessendes Wasser. «Es ist hier nicht sicher», sagte Nagin.
Polizeipatrouillen zogen durch die Stadt und suchten nach Bewohnern, die sich in ihren Häusern versteckt hatten. Zahlreiche Menschen weigerten sich zu gehen und beschimpften die Polizisten.
«Lassen Sie uns zuerst aufräumen.»
Nagin appellierte an die Menschen, New Orleans wenigstens vorübergehend zu verlassen. «Lassen Sie uns zuerst aufräumen. Danach können sie in eine Stadt zurückkehren, die sicher und besser ist.»
Bei den Hilfsarbeiten zeigten sich laut Nagin erste Lichtblicke. Drei von 148 Pumpen der Stadt waren wieder einsatzfähig und pumpten das in den Strassen stehende Wasser ab.
Starke Pumpen aus Holland und Deutschland
Armeeingenieure sollten starke Pumpen aus Deutschland und den Niederlanden mit dem Flugzeug in die Stadt bringen. Nach Schätzungen der Behörden könnte es jedoch bis zu 80 Tagen dauern, bis die Stadt vollständig trockengelegt ist.
US-Präsident George W. Bush plant nach Angaben des Sprechers der Demokraten im US-Senat, Harry Reid, eine erhebliche Aufstockung der Finanzhilfen für die betroffenen Menschen und Regionen. Er gehe davon aus, dass der Präsident in Kürze weitere Finanzhilfen in Höhe von 40 bis 50 Milliarden Dollar beim Senat beantragen werde, sagte Reid nach einem Treffen mit Bush.
Der Senat hatte bereits am Freitag ein erstes Hilfspaket in Höhe von 10,5 Milliarden Dollar für die vom Sturm betroffenen Regionen genehmigt.
fest (Quelle: sda)
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