Freitag, 5. August 2005 / 12:51:54
Preisverleihung 2005 der W. A. de Vigier Stiftung: Schweizer Lösungen für globale Probleme
Am Donnerstag, 16. Juni, hat die W. A. de Vigier Stiftung in Solothurn zum 17. Mal ihre Förderpreise verliehen, diesmal an drei hochqualifizierte Fachleute oder Gruppen von Spezialisten aus Zürich und Genf sowie zwei Tessiner, die in Lausanne arbeiten.
Solothurn –
Sie haben für ihre Innovationen je 100 000 Franken Startkapital zur Gründung eigener Firmen erhalten. Die Entwicklungen aus den drei Landesteilen haben weltweites Erfolgspotenzial.
Der 1989 erstmals verliehene de
Vigier-Förderpreis ist die höchstdotierte und bedeutendste Auszeichnung für
Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer in der Schweiz. Mit dieser aktiven
Wirtschaftsförderung auf privater Basis will die W. A. de Vigier Stiftung
zukunftsträchtigen Projekten zur Marktreife verhelfen. Die Auszeichnung besteht
deshalb nicht nur aus der einmaligen Verleihung der Preissumme allein. Vielmehr
gehört dazu ein finanzielles Engagement beim Aktienkapital der Start-Up-Firma
sowie praktische Hilfestellungen bei täglichen Entscheiden. Und nicht zuletzt
ist die Preisverleihung eine hervorragende und öffentlichkeitswirksame
Plattform.
"Watalys": Sauberes Wasser zur Krankheitsprophylaxe
Naturkatastrophen wie etwa der Tsunami vom 26. Dezember 2004 in
Südostasien fordern oftmals neben den akuten Todesopfern eine ungleich grössere
Anzahl von Menschenleben, weil diese nachher längerfristig keinen Zugang mehr zu
sauberem Wasser haben. In der Folge solcher Ereignisse brechen oftmals Seuchen
aus, die ihrerseits eine meist hohe Zahl zusätzlicher Opfer fordern. Diese
finden in den Medien allerdings kaum Beachtung. Und selbst ohne Katastrophen
müssen über eine Milliarde Menschen täglich schmutziges Wasser trinken. 2,3
Milliarden Menschen leiden an Krankheiten, deren Ursache verschmutztes Wasser
ist.
Hier hilft "Watalys" der Genferin Isabelle Genoud. Ihre tragbare
Mini-Wasseraufbereitungsanlage ist so gross wie eine Einkaufstasche, kostet 230
Franken und ist ohne Infrastruktur in der Lage, in eineinhalb Stunden einen
Liter konzentriertes Sodium-Hypochlorit herzustellen. Damit lässt sich Wasser
für 2000 Menschen reinigen. Bereits einige Tage nach der Tsunami-Katastrophe war
das Gerät in Thailand und Indonesien im Einsatz. Die Funktion ist simpel
einfach: Aus Salz und Wasser stellt der Watalys mit dem Strom einer Autobatterie
Sodium-Hypochlorit her, mit dem sich grosse Mengen von Wasser von Bakterien,
Keimen, Viren und anderen Mikroorganismen wirksam befreien lassen. An der
letztjährigen Genfer Erfindungsmesse wurde der Watalys mit einer Goldmedaille
ausgezeichnet. Die Preisträgerin will jetzt mit der Preissumme einerseits den
Apparat selbst weiterentwickeln und anderseits die Vermarktung fördern.
Grüner Star früher erkennen und präziser behandeln
30 Millionen Menschen auf der Welt müssen damit rechnen, früher
oder später am Grünen Star zu erkranken, einer Augenkrankheit, an der man
schlimmstenfalls erblinden kann. Wird der Grüne Star zu spät erkannt, besteht
die Gefahr, dass der Sehnerv bereits bleibend und irreversibel geschädigt ist.
Ein erstes Anzeichen für die Krankheit ist ein erhöhter Augeninnendruck, der
heute mit einer etwas unangenehmen Prozedur gemessen werden kann: Der Arzt
träufelt eine leicht brennende Flüssigkeit ins Auge, und anschliessend ist die
Sehschärfe eine Zeit lang beeinträchtigt. Allerdings verändert sich diese
Messgrösse im Laufe des Tages, so dass solchen Untersuchungen eine gewisse
Unsicherheit anhaftet. Das ist unbefriedigend, denn man rechnet allein in Europa
mit zwei Millionen Menschen, die am Grünen Star erkrankt sind, und es werden
immer mehr, je älter die Bevölkerung wird.
An diesem Punkt setzt die Entwicklung des Tessiner
Biomedizin-Ingenieurs Matteo Leonardi an. Er hat eine Kontaktlinse entwickelt,
die den Augeninnendruck kontinuierlich über 24 Stunden hinweg misst, was eine
bedeutend präzisere Diagnose erlaubt. Erste Tests mit einem Zwischenprodukt sind
erfolgreich verlaufen, und das de Vigier-Preisgeld soll helfen, weitere
klinische Tests durchzuführen sowie einen Linsenhersteller für die Produktion zu
finden. Trägerorganisation dieser Arbeiten ist die Firma Sensimed, ein Spin-off
der ETH Lausanne. Die drei Gründer der Sensimed sind die beiden Tessiner Matteo
Leonardi und Sacha Cerboni sowie der Däne Soren Thestrup-Nielsen.
Künstlich hergestellte und exakt passende Antikörper
Die Entwicklung von Patrik Forrer habe "Nobelpreisappeal", sagt
Jürg Meier, Chef des Novartis-Venture-Funds, zur dritten Entwicklung, die dieses
Jahr den de Vigier-Förderpreis erhält. Denn das von Forrer entwickelte Verfahren
wird die Diagnose und die Therapie einer fast unbeschränkten Anzahl von
Krankheiten radikal verändern. Wenn Viren oder andere Krankheitserreger in den
menschlichen Körper eindringen, reagiert dieser mit der Bildung von Antikörpern.
Diese spüren die feindlichen Mikroorganismen auf und versuchen sie zu
blockieren. Die von Patrik Forrer gegründete Firma Molecular Partners kann
solche Antikörper künstlich herstellen und sie dabei exakt auf den jeweiligen
Fremdkörper abstimmen. Tests zur Entdeckung von Erregern werden genauer, und die
Behandlungen wirken besser und haben weniger unerwünschte Nebenwirkungen.
Das Revolutionäre ist dabei, dass sich mit diesem System nicht
nur einzelnes Proteine herstellen lässt, sondern praktisch beliebige Antikörper
für alle möglichen Krankheitserreger, darunter Krebs, AIDS oder BSE. Wenn man
ein einzelnes dieser "Designed Ankyrin Repeat Proteins" (DARPins.) mit dem
Schlüssel zu einem Krankheitserreger vergleichen kann, so ist das Verfahren von
Forrer gewissermassen der Schlüsselservice, der Schlüssel nach Belieben
herstellen kann. Mitbeteiligt an der Entwicklung ist auch eine Forschungsgruppe
am Biochemischen Institut der Universität Zürich rund um Professor Andreas
Plückthun.
…und bereits läuft die
Ausschreibung für 2006
Am Tag der
Auszeichnung von geglückten Entwicklungen und von erfolgversprechenden Produkten
und Verfahren geht der Blick auch in die Zukunft. Bis zum 7. Oktober 2005 läuft
die Anmeldefrist für die im Jahr 2006 zu vergebenden Preise. Wiederum setzt die
W. A. de Vigier Stiftung Preisgelder von bis zu fünfmal 100 000 Franken aus.
Damit soll besonders innovativen und zukunftsweisenden Projekten zum Durchbruch
und zur Marktfähigkeit verholfen werden. Zudem gewährleistet der fachkundige
Stiftungsrat den ausgezeichneten Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern eine
professionelle und langfristige Begleitung, die über den Tag der Preisverleihung
hinausgeht. Teilnahmebedingungen und Anmeldeformulare sind unter www.devigier.ch
abrufbar.
Der Stiftungsrat
Die Mitglieder und ihre Funktionen
Moritz Suter, Präsident
Jean-Claude Strebel, Vizepräsident und Geschäftsführer
Stiftungsmitglieder:
Jeanette de Vigier
Anne Sweetbaum-de Vigier
Fides P. Baldesberger
Dr. Charles Froidevaux
Beat Graf
Dr. Urs Scheidegger
Ernst Uhlmann
Kontakt:
Jean Claude Strebel
W. A. de Vigier Stiftung
c/o Credit Suisse
Wengistrasse 2, 4500 Solothurn
Tel.: +41 32 624 52 72
Fax: +41 32 624 52 47
E-Mail:
jcstrebel@devigier.ch
www.devigier.ch
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