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Kein Platz für Extremisten. Aber eigentlich auch nicht für irgendwelche Missionare jeglicher Couleur.

 
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Mittwoch, 21. Oktober 2015 / 12:31:12

Extrem ist das, was die anderen sind

Eine Hijab-Aktivistin wird Notfall-Seelsorgerin, das sorgt für Kritik. Aber warum eigentlich?

Da ich bereits im August darüber schrieb, soll es hier kurz noch aufgewärmt werden, bevor wir zur Tagesordnung übergehen können: Die Schweiz hat also gewählt und die Brandstifter als fähig erklärt, den Feuern der Zukunft erfolgreich Paroli bieten zu können. Soweit, so erwartet: Das Resultat spiegelt diese Schweiz, die ich seit mehr als vier Jahren wahrnehme, recht präzise wider. Misstrauen, Neid und eine undefinierbare Angst vor allem, was den Status Quo verändern könnte, beherrschen die helvetische Volksseele. Ob diese Angst am Anfang steht oder der teuerste Wahlkampf aller Zeiten, es wird wohl eine Henne-Ei-Frage bleiben müssen. Und wenn wir schon ins Tierreich gestolpert sind: Mir fiel auf, dass wohl klar ist, welche Partei meine geliebte Katze wählen würde, könnte sie zur Urne gehen. Sie steht auf restriktive Abschottung ihres Lebensraumes, hat eine panische Angst vor allem Neuen, fühlt sich trotz vergleichsweise komfortabler Lebenssituation konsequent und ständig zu kurz gekommen und bringt auch mit ihrer Gehirnmasse von geschätzten 25 Gramm die idealen Voraussetzungen für eine Protestwählerin mit. Man sieht und ich gebe es mit Groll zu, dass ich bei der politischen Erziehung meines Haustieres auf ganzer Linie versagt habe. Aber hier soll es weder um mein Büsi noch um Politik gehen.

Wie letzte Woche in den Medien zu lesen war, wurde im Kanton Zürich der Aufbau einer muslimischen Notfallseelsorge mit Fr. 500'000 aus dem Lotteriefonds unterstützt. Bereits im Juni wurden die ersten Absolventinnen und Absolventen diplomiert - zu den frisch Diplomierten gehörte auch die IZRS-Aktivistin Albana Azemi, die in der Vergangenheit als lautstarke Gegnerin eines St. Gallischen Hijab-Verbots sowie als Organisatorin der - von den Behörden verbotenen - Freiburger IZRS-Jahreskonferenz auffiel.

Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, zeigte sich empört über die Diplomierung von Azemi: «Es kann doch nicht sein, dass wir Extremistinnen auf Gefängnisinsassen, Trauernde oder Kranke loslassen.» Soweit stimme ich Keller-Messahli zu.

Ob man allein dadurch zur Extremistin wird, weil man sich für das optionale Tragen einer Gesichtsverhüllung einsetzt, werden andere beantworten müssen und diese werden, wenn sie klug sind, nicht nur Azemis Position zu einem Kleidungsstück durchleuchten, sondern eine etwas breitere Analyse ihrer Person durchführen. Aber interessant ist diese Aussage Keller-Messahlis: «[Gefängnisinsassen, Trauernde oder Kranke] sind nicht in der Lage, sich gegen das Missionieren extremistischer Seelsorger zu wehren.»

Extremistische Seelsorger - diese Bezeichnung macht stutzig. Die Extremismusbombe ist, genau wie ihre nächste Verwandte, die Hitler-Keule, eine unpräzise Waffe, die, unter Inkaufnahme von sämtlichen Kollateralschäden, zuverlässig alle Gegenargumente tot schlägt. Denn wer traut sich schon, noch für die Position der angegriffenen Person zu argumentieren, wenn man sich damit selbst dem Vorwurf des Extremismus aussetzen könnte?

Um eine «extremistische» Position definieren zu können, benötigt es zuerst einmal eine Definition einer normativen «Mitte». Hier schweigen sich die meisten Extremismus-Rufer wohlweislich aus, im stillen Wissen, dass sie damit eigentlich ihre eigene Position meinen (ja, der Autor dieser Zeilen ist sich durchaus bewusst, dass er selbst an dieser Krankheit leidet). Kaum jemand würde sich selbst als «extremistisch» bezeichnen, denn Extremismus findet immer da statt, wo die anderen sind.

Deshalb gibt es zweifellos zahlreiche Notfall-Seelsorgerinnen und -Seelsorger aus dem christlichen Umfeld, die Positionen (beispielsweise in Bezug auf Abtreibung, Homosexualität, Sex vor der Ehe, Suizid) vertreten, die für meinen Geschmack und den des verfassungsgebenden Teils der Bevölkerung weit über der Extremismusgrenze liegen. Meines Wissens gibt es bei den Landeskirchen, welche die Notfall-Seelsorge betreiben, auch keine diesbezüglichen Gesinnungstests.

Ist es klug, extremistische Muslimas in Notfällen auf traumatisierte Opfer loszulassen? Wohl eher nicht, da stimme ich Keller-Messahli im Prinzip durchaus zu. Ist es aber klug, Missionare irgendwelcher Couleur Zugang zu Menschen in Zeiten der Not zu ermöglichen? Wohl genauso wenig. Von dem her kann es nicht die Lösung sein, explizit muslimische Notfall-Seelsorger auszubilden; ein sinnvoller Lösungsansatz wäre stattdessen wohl eher im Bereich der nichtkonfessionellen Care-Giver zu suchen, die aber explizit Kenntnisse im Umgang mit Angehörigen einzelner Weltanschauungen mitbringen - seien sie nun religiös oder nicht.

Claude Fankhauser (Quelle: news.ch)

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