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Finanzminister Schäuble: Ein weiterer Bailout liess sich den Wählern nicht verkaufen.

 
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Mittwoch, 20. März 2013 / 13:54:16

Euroraum statt Lebensraum

Je schlimmer etwas wird, desto weniger ist jemand verantwortlich. Diese absurde eiserne Regel der institutionalisierten Rechtlosigkeit bestätigt sich je länger, je mehr. Zuletzt in Zypern.

Nein. Niemand ist verantwortlich. Der deutsche Finanzminister Schäuble verneint, die Enteignung von Kleinsparer angeordnet zu haben, die IWF-Chefin Lagarde verneint, mit Rückendeckung aus Washington der zypriotischen Regierung vorgeschlagen zu haben, Guthaben über 100 000 Euro um 40 oder 50 Prozent zu kürzen. Der Europäische Zentralbankenchef verneint, Zypern mit einem brutalen, unkontrollierten Staatsbankrott gedroht zu haben. Und alle verneinen, dass sie die Totengräber von Europa sind.

Es lebe die Herrschaft des Niemands.

Wir schreiben das Jahr 4 nach der grössten Bankenkrise und realisieren, dass genau das eingetroffen ist, was kluge Menschen bei der wahnsinnigen Bankenrettung ohne radikalen Kurswechsel des Finanzsystems vorausgesagt haben: Der europäischen Bankenrettung werden, wenn das Kredit-System nicht sofort und grundlegend verändert wird, Menschen, deren Zukunft, Beruf und Ersparnis geopfert. Der neue Goldstandard heisst in Zukunft: Ihr und mein Leben, unsere Zukunft, die unserer Kinder und unsere Ersparnisse halten her, wenn es den Banken wieder einmal an Cash fehlt. Wir europäische Bürger und Bürgerinnen haften mit unserem Leben für ein System, welches uns vernichtet.

Und meinen Sie nicht, die Schweiz bleibe die Insel der Glückseligen! Zwar wird es uns wie während der beiden Weltkriege nie so dreckig gehen wie unseren Nachbarn, doch unbeteiligt sind auch wir nicht von den katastrophalen europapolitischen Entscheiden, die gegenwärtig getroffen werden.

Klar doch: Zypern steckt während der Verfassung dieser Zeilen noch in Verhandlung, doch es ist schon etwas passiert, was nie hätte geschehen dürfen. Ohne Scham, ohne Verantwortung haben Schäuble und Lagarde direkten Zugriff auf die Ersparnisse der Kleinsparer verlangt. Die Enteignungsaktionen der europäischen bürgerlichen Regierungen, allen voran der deutschen, nehmen Ausmasse an, die sogar die hartgesottensten Finanzzyniker erstaunen. Paul Krugmann brachte es auf den Punkt:

«The Germans don't want a Cyprus collapse / exit from the euro, but they also don't want the spectacle of German taxpayers bailing out Russian money-launderers. So what they did instead was blackmail Cyprus into having Cypriot depositors bail out Russian money-launderers. That way Germany's hands are clean.»

Es ist echt grotesk, was abläuft: Der deutsche Finanzminister verteidigt seit Jahren die Geldwäscherei-Politik von Zypern und auch der Schweiz immer mit dem Hinweis auf deren nationale Souveränität. Schliesslich darf jedes Land an den Verbrechern verdienen, die es sich selber sucht . Doch sogar ein Schäuble wusste, dass er einige Schwierigkeiten haben würde, seinen Wählern klar zu machen, dass sie mit ihren Ersparnissen nun nach den griechischen Milliardärsreedern, nach der Weiterfütterung der spanischen Finanzelite (die mit der aus der Franco-Zeit identisch ist), nach der milliardenschweren Übernahme der Schulden durch die unglaubliche Finanz-Geldwäscher-Steuerparty in Irland nun wirklich auch noch die russischen Milliardäre, deren Reichtum teilweise aus dem lukrativen Menschen- und Kinderhandel sowie korrupten Rohstoffhandel stammt, auch noch übernehmen zu müssen.

Irgendwann muss sogar Schäuble gemerkt haben, dass die autoritätsgläubigen deutschen Schafswähler beim Bailout für russische Milliardäre auf Zypern etwas blöken würden.

Deshalb hat ja Schäuble, mit Rückendeckung der Kanzlerin und der adretten IWF-Chefin Lagarde vorgeschlagen: «Hey Jungs von Zypern! Wir haben ein Problem, Ihr auch. Doch damit weder Ihr noch wir wirklich leiden müssen, plündert doch die Bankkonten der arbeitenden Bevölkerung. Plündert die Ersparnisse all der Taxifahrer, der Gemüsehändler, der kleinen Restaurantbesitzer, der kleinen Buchhaltungsfirmen etc.» «Gute Idee» dachten sich die Finanzheinis und -hannas, denn seit vier Jahren tun sie ja in Tat und Wahrheit nichts anderes. Genial.

Tja. Fast wäre alles glatt gelaufen, hätten nicht zum ersten Mal in der Geschichte seit der Bankenkrise die Medien realisiert, was hier vor unseren Augen abläuft. Es ist nicht nur ein Tabubruch, sondern eine Bombe, die Schäuble et al. hier deponierten.

Der Zugriff auf zypriotische Bankkonten kann Ihnen und mir einerseits völlig egal sein. Andererseits ist nun klar, dass im Namen der Bankenrettung jeder Damm gebrochen ist. Nichts ist mehr sicher. Nach unserem Arbeitsplatz durch den sogenannten Standortwettbewerb, nach dem Verlust von Sicherheit durch die globale Völkerverschiebungen und Wanderarbeiterheere, nach dem Verlust unserer Bildung an ein idiotisches Kreditkartensystem namens Bologna, nach massiven Lohneinbussen über die Jahre hinweg, sind nun ganz direkt unsere Bankkonten dran. Zum ersten Mal sollen Bürger und Bürgerinnen nicht mehr indirekt, mit allem, was sie haben, dran glauben, sondern werden ganz frech von Schäuble et al. beraubt.

Klar doch, die Zyprioten sind an ihrem Unglück nicht unschuldig. Oder doch? Sollten wir nicht aufhören «Zyprioten, Spanier, Griechen, Portugiesen» etc. zu sagen, wenn es sich um «den zypriotischen Teil der russischen Milliardärmafia, die spanische Filiale der Deutschen Bank, die portugiesische Zweigstelle von Goldman Sachs» dreht? Weshalb reden wir von Griechen, Italienern, Portugiesen oder mit sonstig seltsamen Kollektiven, wenn es eigentlich nur um einige wenige Kriegsherren und Ausbeuter geht, die bei einem allfälligen Kollaps verlieren würden und uns in ihrem totalen Geldkrieg mit runterreissen würden?

Cui bono Zypern? (Anwort siehe *) Jaaaaa! Richtig geraten. War das so schwierig?

Wissen Sie jedoch, was das Beste an der Geschichte ist? Die Deutschen werden - wie schon Jahrzehnte zuvor - ihre eigenen Metzger, ihre eigenen Kriminellen und finanzpolitischen Schwerverbrecher wiederwählen. Und am Schluss will es keiner mehr gewesen sein. Niemand hat Verantwortung! Angela Merkel wird sich ihre Hände in Unschuld waschen uns sagen: »Ich war demokratisch gewählt und unternahm innerhalb der Verfassung jeden Schritt, der zur Rettung der marktkonformen Demokratie notwendig war.«

Dass es einer deutschen Regierung 70 Jahre nach der Zerstörung Europas unter ihrer Führung wieder gelingen würde, Europa niederzuschlagen, hätte niemand gedacht. Wohl deshalb reden die deutschen Medien immer noch von Bankenrettung und Staatsschulden statt über das, was wirklich Sache ist: Die Vernichtung von über 70 Jahre dauernder europäischer Friedenspolitik durch Deutschland. Und da behaupte einer: Die Geschichte wiederholt sich nicht. Tut sie doch. Wie meinte schon Kohl? «Das Schicksal Europas entscheidet sich in Deutschland.» Richtig. Tat es übrigens schon immer. Und sowohl für die Deutschen als auch die Europäer ist dies - einmal mehr in der Geschichte - die grösste Tragik.

*Antwort (Zitat Süddeutsche Zeitung):
«Von der Unsicherheit in der Euro-Peripherie profitiert wieder einmal Deutschland. Der Bund konnte sich günstiger Geld leihen, weil Investoren in deutschen Staatspapieren vergleichsweise sichere Geldanlagen sehen. In der Versteigerung einer zehnjährigen Bundesanleihe begnügten sich Anleger mit einer durchschnittlichen Rendite von 1,36 Prozent. Im Februar hatte Deutschland dafür noch 1,66 Prozent Zinsen bieten müssen. Insgesamt brachte die Versteigerung Deutschland knapp 3,4 Milliarden Euro ein. Die Nachfrage übertraf das Angebot um das 1,6-fache, die Auktion im Februar war 1,2-fach überzeichnet.» Der Gewinn wird jedoch nicht an die Deutschen, sondern ausschliesslich an die Finanzinstitute verteilt.

Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

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