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Lorenz Hilty ist Professor für Informatik und Nachhaltigkeit an der Universität Zürich und der Empa.

 
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Donnerstag, 31. Januar 2013 / 09:29:00

Nachhaltige Informationsgesellschaft: Von selbst geschieht es nicht

Die Digitalisierung verändert unser Leben schneller, als vielen bewusst ist. Informations- und Kommunikationstechnologien verändern beispielsweise unsere Art zu Wohnen, unsere Mobilität, die Funktionsweise von Märkten und damit die Koordination der Nutzung von Ressourcen tiefgreifend. Warum eigentlich nutzen wir diese transformative Technologie nicht gezielter für die Lösung unserer dringendsten globalen Probleme?

Bereits in meinem Informatikstudium in den 1980er Jahren machte ich mich daran, Umweltprobleme mit Hilfe des Computers zu analysieren und Systemdenken zu fördern - was damals ziemlich erklärungsbedürftig war. Später wurden solche Aktivitäten systematisiert in der Umweltinformatik. Dieses Fachgebiet entstand analog zu anderen Spezialdisziplinen der Informatik - wie Medizininformatik oder Wirtschaftsinformatik - , ist aber trotz einiger Masterstudiengänge bis heute wenig bekannt.

Mit dem beginnenden Bewusstsein für globale Klimaveränderungen entstand eine weitere Verbindung zwischen Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) und Nachhaltigkeit: Die IT-Industrie selbst prägte vor etwa fünf Jahren das Schlagwort «Green IT» oder allgemeiner «Green ICT». Zunächst ging es darum, den schnell wachsenden Stromverbrauch der ICT (also der PCs, Server, Datennetze usw.) zu verstehen und zu bremsen.

Neben diesem «Green in ICT» genannten Ansatz gibt es den Ansatz «Green by ICT». Dieser hat zum Ziel, Prozesse durch den Einsatz von ICT umweltschonend zu gestalten. Dies kann etwa geschehen durch intelligentere Steuerung und Regelung umweltbelastender Prozesse oder durch Substitution von materiellen durch immaterielle Produkte.

Nicht alles, was «smart» ist, ist auch nachhaltig

Es wäre aber verfehlt anzunehmen, dass unsere Produktions- und Konsummuster durch ICT automatisch nachhaltiger werden. Denn die typische Anwendung von ICT besteht darin, vorhandene Prozesse schneller oder billiger zu machen, was über eine steigende Nachfrage in der Regel zu höheren Umweltbelastungen führt (Rebound-Effekt).

«Smart» und effizient bedeutet also nicht automatisch «grün» und nachhaltig. Das beste Beispiel dafür liefert die ICT selbst: Eine Rechenoperation benötigte vor 40 Jahren eine Million Mal mehr Energie als heute. Trotz dieses Effizienzfortschritts wurde der gesamte Energieverbrauch der ICT insgesamt nicht geringer, sondern verdoppelt sich (derzeit) etwa alle 5 Jahre. Die Ursache: Die Nachfrage wächst noch schneller als die Energieeffizienz.

Nachhaltige Informationsgesellschaft

ICT könnte uns trotzdem helfen, zu einem nachhaltigen Lebensstil zu finden. Hierzu ist ein Rahmen notwendig, der die Nutzung von Ressourcen begrenzt, deren Kapazität sich nicht beliebig ausbauen lässt. Dazu gehören direkt nutzbare Energie, viele chemische Elemente, Infrastrukturen und natürlich die Gratisdienste der Ökosysteme (Versorgung mit Biomasse, Luft und Wasser, Entsorgung von allem). Innerhalb dieses gesetzten Rahmens wird ICT dann die Innovationen ermöglichen, die notwendig sind, um trotzdem die Bedürfnisse möglichst vieler Menschen zu befriedigen.

Solange wir in der Illusion einer potenziellen Unbegrenztheit knapper Ressourcen leben, wirtschaften wir nicht nur auf Kosten nachfolgender Generationen, wir verpassen auch die Innovationen, die durch das Respektieren der Grenzen angeregt würden. In einer nachhaltigen Informationsgesellschaft wären solche Grenzen gesetzt (wie z.B. 2000 Watt pro Person) und ICT würde die Kreativität entfesseln, die wir brauchen, um damit umzugehen.

Die unsichtbare Hand 2.0

Die Koordination der Nutzung knapper Ressourcen könnte in Zukunft konsequent durch sorgfältig gestaltete automatisierte Märkte geschehen. Vielleicht vermietet mein Elektroauto gerade seinen Akku als Energiespeicher an den Nachbarn, der seinen Solarstrom aufbewahren will, bis er ihn zu einem besseren Preis verkaufen kann. Darum kümmert sich ein sogenannter Software-Agent, der meine Präferenzen kennt und basierend darauf mit dem Agenten meines Nachbarn verhandelt. Der Software-Agent ist ein Programm, das für mich auf den erwähnten Märkten handelt, damit ich mich darum nicht kümmern muss. Mein Software-Agent weiss auch, dass es mich auf meiner gerade geplanten Reise nicht stört, eine Stunde später anzukommen, wenn ich dafür unterwegs konzentriert arbeiten kann. Er plant deshalb einen Umweg auf einer Bahnlinie, auf der die Wagen fast leer sind. Dadurch weiss er auch, wie lange er mein Auto als Energiepuffer vermieten kann. Er weiss sogar, dass ich meine Rechenleistung in der Cloud bevorzugt von einem Rechenzentrum an einem Ort beziehe, wo gerade der Wind bläst (für Energie und für passive Kühlung). Und er sorgt dafür, dass meine Daten sich nur innerhalb von Rechtsräumen bewegen, die meine Anforderungen an den Datenschutz erfüllen.

In einer nachhaltigen Informationsgesellschaft wird die Begrenztheit von knappen Ressourcen respektiert und zugleich die Unbegrenztheit der Information und Kreativität gelebt - denn Information kann man mit immer geringerem Material- und Energieaufwand kopieren und verarbeiten. Bildung kann man also problemlos verschenken, Strassen dagegen nicht.

Veranstaltungstipp: «ICT for Sustainability»-Konferenz an der ETH Zürich

Forscherinnen und Forscher stellen ihre Beiträge zu einer nachhaltigen Informationsgesellschaft auf der «ICT for Sustainability»-Konferenz vor. Die Konferenz findet vom 13.-16. Februar 2013 an der ETH Zürich statt. Freier Eintritt gilt für die öffentlichen Nebenveranstaltungen vom Mittwoch, 13. Februar; eine Anmeldung ist erwünscht. Auf der Hauptkonferenz sind noch einige Plätze frei; eine Anmeldung ist nötig. Weitere Informationen unter www.ict4s.org

Prof. Lorenz Hilty (Quelle: ETH-Zukunftsblog)

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