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Christoph Küffer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut für Integrative Biologie und TdLab an der ETH Zürich.

Wieso hat uns niemand früher gewarnt?

 
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Donnerstag, 19. Juni 2014 / 15:51:00

Hätten wir es besser wissen müssen?

Wie lassen sich Umwelt- und Gesundheitskosten von neuen Technologien vermeiden? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein langjähriges Forschungsprojekt der Europäischen Umweltbehörde. Der ehemalige Leiter des Projekts, David Gee, hat kürzlich an der ETH Zürich erläutert, wie uns vergangene Fehler lehren, zukünftige Umweltprobleme zu vermeiden.

Die Hinweise mehren sich, dass Pestizide zum aktuellen Bienensterben beitragen. Es bestehen keine Zweifel, dass Asbest oder Rauchen die Gesundheit gefährden, obwohl dies von der betroffenen Industrie noch vor kurzer Zeit verneint wurde. Wir wundern uns, wie die letzte Finanzkrise möglich war. Wie konnten Banken so lange riskanten Handel betreiben, ohne dass dies bemerkt und kontrolliert wurde? Täglich sind wir mit Fragen konfrontiert wie: Hätten wir es besser wissen müssen? Wieso hat uns niemand früher gewarnt? Weshalb hat niemand gehandelt?

Verantwortungsvoller Umgang mit technologischen Innovationen

Bei neuen wissenschaftlichen Entwicklungen, etwa in der Nano- oder Biotechnologie, beschäftigt uns, ob diese für Mensch und Umwelt Folgen haben könnten, und wenn ja, welche. Einer, der wie kaum jemand weiss, wie man Gefahren von neuen Technologien in Zukunft reduzieren kann, ist der Risikoforscher David Gee, der kürzlich die ETH Zürich besuchte. Bis vor kurzem hat Gee für die Europäische Umweltbehörde das Projekt «Late lessons from early warnings» zur Früherkennung von Risiken geleitet. In zwei in den Jahren 2001 und 2013 publizierten Studien hat ein internationales Team mit Beteiligung von ETH-Forschenden anhand einer Vielzahl historischer Fallbeispiele untersucht, wann bei neuen Technologien negative Folgen für die Umwelt oder Gesundheit identifiziert wurden und wie schnell man danach handelte. Die Bilanz ist ernüchternd: von den ersten verlässlichen Hinweisen auf Probleme bis zu effektiven Massnahmen hat es in jedem Fall Jahrzehnte gedauert. Gesundheitsrisiken von Asbest waren zum Beispiel bereits Ende des 19. Jahrhunderts bekannt, ein Verbot wurde aber erst 100 Jahre später umgesetzt - erst nachdem Hundertausende an Krebs erkrankt sind. Im Gegenzug wurde kaum fälschlicherweise auf vermeintliche Risiken reagiert: von 88 untersuchten Verdachtsfällen wurde nur viermal ein falscher Alarm bestätigt.

Lehren für die Zukunft

Problematische Folgen von wissenschaftlichen Innovationen werden sich nie vollständig vermeiden lassen, aber die Analysen von Gee's Team zeigen, wie einfach sich Risiken reduzieren liessen, würden wir von Fehlern der Vergangenheit lernen:

1) Frühzeitige und umfassende Risikoforschung. In den letzten Jahren wurde in der Informations-, Bio-, und Nanotechnologie 99,4 Prozent der Forschungsgelder in Innovationsforschung, aber nur 0,6 Prozent in die Abschätzung von möglichen Umweltschäden und Gesundheitsfolgen investiert. Wird Risikoforschung betrieben, dann fokussiert diese fast ausschliesslich auf altbekannte Probleme. Während pro Jahr über Tausend Artikel zu Gefahren von Blei, Quecksilber und DDT publiziert werden, sind es weniger als 50 zu allen neuen in grossem Massstab produzierten Chemikalien.

2) Risiken lassen sich nicht alleine im Labor erkennen. Risiken entstehen draussen in der realen Welt im Zusammenspiel mit anderen Technologien, Ökosystemen und Menschen. Dort müssten durch interdisziplinäre Forschung Risiken beurteilt werden, statt nur unter künstlichen Bedingungen im Labor.

3) Gemeinsam wissen wir mehr. Oft überlässt man die Risikobeurteilung einer kleinen Gruppe von ausgewählten Experten. Dabei wüssten andere Experten, Praktiker, Laien oder Betroffene oft früher von möglichen Risiken.

4) Die erste Idee ist oft nicht die Beste. Wer sich mit den Problemen von Microsoft-Software rumschlägt weiss: es lohnt sich, alternative Technologien zu entwickeln und zu vergleichen, statt der ersten Idee eine Monopolstellung zu erlauben.

5) Wissenschaftliche Unabhängigkeit. Betroffene Wirtschaftszweige - ob die Tabakindustrie oder im Fall des Klimawandels die Ölindustrie - haben wiederholt Probleme vertuscht, gezielt falsch informiert und kritische Experten oder Betroffene massiv geschädigt. Ohne wissenschaftliche Unabhängigkeit und Schutz von Whistle-blowern und kritischen Stimmen werden Innovationen leicht zur Gefahr, weil kurzfristige Kostenoptimierung die langfristige Verbesserung der Technologie verhindert.

Kritisch zu prüfen und frühzeitig nach möglichen Schattenseiten von wissenschaftlichen Innovationen zu suchen dürfte zu einer der wichtigsten Aufgaben von führenden Universitäten wie der ETH werden. An dieser Aufgabe darf die Wissenschaft nicht scheitern, sonst verliert sie das Vertrauen der Öffentlichkeit. Die umfassend dokumentierten Fallbeispiele von David Gee und seinen Kollegen sprechen eine deutliche Sprache: Wir hätten es besser wissen müssen! Doch nun wissen wir, wie wir es besser wissen könnten.

Christoph Küffer (Quelle: ETH-Zukunftsblog)

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