Dienstag, 23. August 2011 / 07:04:36
«Es war eine Falle»
Tripolis - Einen Tag nach Meldungen über seine Festnahme ist der Gaddafi-Sohn Saif al-Islam überraschend in einem Hotel in Tripolis aufgetaucht. Er erschien am frühen Dienstagmorgen im Rixos-Hotel in der Hauptstadt, in dem sich etwa 30 ausländische Journalisten aufhalten.
Der Sohn von Machthaber Muammar al-Gaddafi lud die Journalisten zu einer Fahrt durch die Stadt in seinem Konvoi ein. Der Konvoi aus gepanzerten Geländewagen fuhr durch Strassen voller bewaffneter Gaddafi-Gefolgsleute und durch das Viertel Bu Slim, das als Hochburg der Regimetreuen gilt.
Vor Gaddafis Gebäudekomplex Bab al-Asisija warteten mindestens 100 Männer auf Waffen, die an Freiwillige zur Verteidigung des Regimes verteilt wurden. Saif al-Islam äusserte sich zuversichtlich, die Aufständischen noch zu besiegen.
Am Montag hatten die Aufständischen erklärt, Saif al-Islam sei am Vortag festgenommen worden. Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) hatte die Festnahme Saif al-Islams bestätigt, der wie sein Vater wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist.
Keine Spur von Muammar al-Gaddafi
Unklar war auch der Aufenthaltsort von Saadi, einem weiteren Gaddafi-Sohn. Auch diesen hatten die Rebellen nach eigenen Angaben gefangen genommen. Über seinen Verbleib gibt es bisher keine Informationen.
Ein dritter Sohn, Mohammed, stand laut Opposition unter Hausarrest, konnte aber entkommen. Einem Bericht des TV-Senders Al-Arabija zufolge seien ihm Regierungstruppen zu Hilfe gekommen und hätten ihn aus dem von den Rebellen umstellten Haus befreit.
Auch von Vater Muammar al-Gaddafi fehlt weiterhin jede Spur. Nach Angaben des Weissen Hauses in Washington gibt es keine Beweise dafür, dass der Machthaber aus Tripolis geflohen ist.
Rebellensprecher Mohammed Abdel Rahman sagte, solange Gaddafi nicht gefasst sei, bestehe Gefahr. Seine Gefolgsleute seien in den Aussenbezirken stationiert und könnten "in einer halben Stunde mitten in der Stadt sein".
USA: Rebellen kontrollieren weite Teile von Tripolis
Ein US-Regierungsbeamter erklärte, nach Einschätzung des Weissen Hauses stünden 90 Prozent von Tripolis unter der Kontrolle der Rebellen. Die Regierungstruppen herrschten noch über die Städte Sirte und Sebha.
Nach US-Angaben feuerten die libyschen Streitkräfte am Montagabend erneut eine Scud-Rakete ab. Wo das Geschoss landete und ob es Verletzte gab, war nicht bekannt. Die Kurzstreckenrakete wurde demnach aus der Nähe von Sirte, der Heimatstadt Gaddafis, abgefeuert.
fkl (Quelle: sda)
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