Montag, 22. August 2011 / 15:09:55
Libysche Rebellen übernehmen Fernsehgebäude
Tripolis - Die Aufständischen in Libyen wollen die Hauptstadt Tripolis bis Dienstag unter ihre Kontrolle bringen. Ein Rebellenkämpfer in der Stadt berichtete am Montag per Telefon, man erwarte, binnen 15 Stunden alle Stadtteile eingenommen zu haben.
«Wir haben gesehen, wie sich die Truppen Gaddafis aus den meisten Strassen zurückgezogen haben», sagte der Kämpfer, der sich nach eigenen Angaben einige hundert Meter von der Residenz von Muammar al-Gaddafi entfernt befand. Von dort feuerten Anhänger Gaddafis gemäss Augenzeugen mit Panzern.
Am Nachmittag berichteten Mitarbeiter des Staatsfernsehens, die Rebellen hätten den Gebäudekomplex des Senders eingenommen. Das Staatsfernsehen sendete aber weiter aus einem Studio in Gaddafis Heimatstadt Sirte, die unter Kontrolle von Gaddafis Truppen steht.
Lage unübersichtlich
Die Lage in Tripolis blieb unübersichtlich. Die Rebellen warnten die Bewohner vor Widerstandsnestern der Gaddafi-Treuen und Scharfschützen. Sie selbst haben nach eigenen Angaben im Kampf um Tripolis hohe Verluste zu beklagen.
Die Lage von Verwundeten und Kranken in Tripolis war nach Einschätzung von «Ärzte ohne Grenzen» (MSF) «ziemlich besorgniserregend». Bereits vor der Schlacht habe es an medizinischen Gütern gemangelt und die Kliniken seien überfordert gewesen, sagte MSF-Koordinator Jonathan Whittall der Nachrichtenagentur dpa per Telefon. Viele Ärzte und Schwestern seien geflohen.
Wo ist Gaddafi?
Nach wie vor ist unklar, wo Gaddafi sich versteckt. Niemand wisse, wo sich Gaddafi befinde, sagt der Chef des Übergangsrats der Aufständischen, Mustafa Abdul Dschalil, in der Rebellenhauptstadt Benghasi.
Diplomaten vermuten Gaddafi im Bunkersystem unter den Trümmern seiner Residenz. Der Aufenthaltsort des Ministerpräsidenten scheint dagegen bekannt zu sein. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Dschasira hat sich Baghdadi al-Mahmudi nach Tunesien auf die Insel Djerba abgesetzt.
Staaten rüsten sich für Nach-Gaddafi-Ära
Die Staatengemeinschaft geht mehrheitlich davon aus, dass das Gaddafi-Regime bald zusammenbricht. Frankreich kündigte ein Treffen der Libyen-Kontaktgruppe an, um einen Fahrplan für Libyen auszuarbeiten. Präsident Nicolas Sarkozy lud Dschalil für Mittwoch nach Paris ein.
Die EU erklärte, man werde Libyen beim Übergang zu einer Demokratie und dem Wiederaufbau unterstützen, sofern die Libyer dies wollten.
bert (Quelle: sda)
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