Freitag, 24. Juni 2011 / 09:33:00
Präsidiales Sonderlob für die U21
Ein früherer Star des Weltfussballs erahnte das goldene Tor von Admir Mehmedi, derweil die Nummer 1 im SFV vom gleichen Szenario nur zu träumen wagte: UEFA-Präsident Michel Platini und Verbands-Chef Peter Gilliéron goutierten den starken Auftritt der Schweizer.
Im VIP-Sektor der Tribüne werden die Worte in der Regel besser abgewogen als in unmittelbarer Nähe der Spielerkabine. Gilliéron streifte seine vornehme Zurückhaltung nun aber für einmal ab: «Ich bin hier sehr optimistisch. Dieser Equipe traue ich ganz einfach alles zu. Für mich sind Parallelen zum WM-Final in Nigeria mit der U17 erkennbar.»
Damals habe es kaum ein Experte für möglich gehalten, vor über 60'000 nigerianischen Fans zu bestehen, erinnerte sich Gilliéron. Granit Xhaka, der gegen Tschechien wegen einer Sperre nicht spielberechtigt war, stand im November 2009 in Abuja auf dem Feld. Inzwischen gehört der Basler zum Stamm der U21. Er wird gegen Spanien zurückkehren: «Weltmeister war ich schon, jetzt will ich Europameister werden.»
Das Ringen mit Grobmotorikern
Vor den entspannten Finalprognosen hatten die Schweizer schwer zu leiden. 40 Fouls leisteten sich die Tschechen im Verlauf der 120 Minuten. Sie bestätigten mit ihrer destruktiven Spielweise alle Eindrücke aus der Vorrunde. An guter Unterhaltung der Zuschauer waren sie nicht interessiert. Weil sie sich so sehr vor den bewunderswerten Qualitäten der SFV-Junioren fürchteten, griffen sie zur taktischen Steinzeitmethode.
Zum Erfolg gelangten die Grobmotoriker nicht. Die Schweizer liessen sich partout nicht zermürben. Sie, ihrerseits physisch top, stemmten sich gegen den harten Widerstand und ignorierten die Unsauberkeiten ihrer rustikalen Kontrahenten professionell. Und sie verloren dabei weder die Geduld noch ihren Kopf. «Wir blieben ruhig und gaben die Kontrolle nie ab», kommentierte Tami die zähflüssige Angelegenheit.
«Sie standen nur hinten drin. Entsprechend schwierig war es für uns. Aber die Geduld verloren wir eben nie», kam Matchwinner Admir Mehmedi zum gleichen Schluss wie sein Trainer. Für den FCZ-Stürmer, mit drei Treffern mittlerweile eine der Hauptfiguren dieser EM-Endrunde, ist das 1:0 gegen die «Spielverweigerer» aus Tschechien deshalb auch mit einem Erfolg ihrer mutigen Strategie gleichzusetzen.
Nicht nur in der fernen Heimat löste Mehmedi mit seinem brillanten Tor in der 114. Minute einen Sturm der Begeisterung aus, auch auch die hochrangige SFV-Delegation bejubelte den Finaleinzug frenetisch. Der Stolz jener Funktionäre, die den Aufschwung vor Jahren mit dem konsequenten Ausbau des Arbeitsvolumens auf der Junioren-Ebene hinter den Kulissen beschleunigten, war unübersehbar.
Platinis exakte Prognose
Der Verbands-Präsident Peter Gilliéron war bereits zum zweiten Mal nach Dänemark gereist. An der Seite seines UEFA-Amtskollegen Michel Platini litt er mit der U21 und befasste sich gedanklich bereits mit einem Penaltyschiessen - bekanntermassen nicht die Lieblings-Disziplin aller Schweizer Profi-Fussballer. «Wir waren ständig besser, aber das Tor kam einfach nicht.»
Erst der Zuspruch Platinis beruhigte ihn offenkundig: «Er sagte mir ständig, das Spiel werde wohl durch einen Weitschuss entschieden - entweder von der Nummer 10 (Shaqiri) oder der Nummer 11 (Mehmedi).» Der frühere Juve-Regisseur und ehemalige Captain der franzöischen Nationalmannschaft spekulierte richtig. «Er ist eindeutig ein Fachmann», lächelte Gilliéron.
Für den Chef des grössten Schweizer Sport-Verbandes ist der Erfolg kaum genug hoch einzustufen: «Das ist beispiellos und einzigartig, aber irgendwie wie eine logische Folge unserer tollen Nachwuchsarbeit in der Schweiz. Das reiht sich schön in die Reihe der Erfolge der letzten zehn Jahre ein.»
joge (Quelle: Si)
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