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Regula Stämpfli

 
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Mittwoch, 3. März 2010 / 08:53:20

Lucies grausamer Mord – ein Systemfehler?

Morgen vor einem Jahr wurde die 16jährige lebensfrohe Lucie Trezzini vom vorbestraften Gewalttäter Daniel H. in dessen Wohnung gelockt und grausam ermordet.

Rein administrativ wurde das Versagen der Behörden, einen gewaltbereiten Sexualstraftäter aus dem Gefängnis zu entlassen als «Systemversagen» entsorgt. Niemand ist also wirklich schuld.

Diese organisierte Unverantwortlichkeit unserer Demokratie und unserer Gerichte hat nun System. Das ist das eigentliche Systemversagen. Lucies grausamer Mord war aber realiter kein Systemversagen, sondern liegt in der völligen Fehleinschätzung durch, sowie der Unverantwortlichkeit von den beteiligten Menschen. Für Lucies entsetzliches Ende stehen auch die sogenannten Entscheidungsträger in der Verantwortung .

Verantwortung muss benannt werden. Das Kollektivieren von Schuld ermöglicht Verbrechen und Ungerechtigkeit. Nicht von ungefähr meinte Immanuel Kant: Eine Welt ohne Gerechtigkeit verdient es, unterzugehen.

Wenn die Behörden sich auf eine Entschuldigung der Abläufe zurückziehen, heisst dies nichts anderes als: Tja. So sind diese eben, so sind wir organisiert, da gibt es nichts zu machen. Auch die Taliban argumentieren so. Unsere Religion heisst einfach Bürokratie. Das ändert aber nichts daran, dass sie eine Religion ist. Denn überall passieren nun schreckliche Fehler und Fehlentscheide aufgrund der herrschenden Religion, Verwaltungsabläufe so zu organisieren, dass niemand zum Schluss wirklich Verantwortung übernehmen muss. Schliesslich bestimmt ja die Bürokratenreligion, dass bei schlimmen Ereignissen niemand eigentlich und wirklich «schuld» ist oder war (siehe Bundesrat Merz, siehe den damaligen Regierungsrat Moritz Leuenberger, siehe UBS-Debakelverantwortliche etc.). Schuld ist dann eben «das System», «die Abläufe».

Es nehmen deshalb mehr und mehr Menschen Jobs und Positionen ein, für welche sie hoch bezahlt werden, aber schliesslich und wirklich nie echt was leisten und schon gar nie etwas echt verantworten müssen. In unserem «System» (ich nenne dies eben nun mittlerweile Religion) wird eben die Schuldfrage überall anonymisiert. Niemand ist schuld – dieses Credo gilt mittlerweile allenthalben: Bei Finanzkrisen, beim Frauenhandel, bei illegalen Organkäufen, bei menschenverachtenden Reproduktionstechniken, beim Waffenhandel, bei menschenzerstörenden Bildpublikationen und ja, eben auch bei vorzeitigen Haftentlassungen oder Nicht-Verwahrung von höchst gefährlichen Gewalttätern. Niemand ist schuld. Niemand muss den Preis für die wahnsinnigen Risiken und Fehlentscheidungen, die uns «das System» auferlegt, übernehmen. Nicht einmal dann, wenn ein lebender Mensch grausam ermordet wird.

So auch bei Lucie. Es ist sonnenklar, dass hohe Inkompetenzen eines oder mehrerer Menschen grosse Verantwortung für die Ermordung von Lucie tragen. Hier von «Systemfehler» zu sprechen, wie dies die Aargauer Behörden (andere würden genauso argumentieren) tun, ist typisch, aber durchwegs menschenverachtend. «Systemfehler» ist heutzutage synonym für die Aufrechterhaltung von Herrschaft und Feudalismus für bestimmte Interessen und Schichten.

Vor der Französischen Revolution wurden Adelige und Kirchenfürsten aufgrund ihres Standes von jeder Verantwortung und Schuld entlastet. Sie konnten mit ihren Leibeigenen und Untertanen anstellen, was sie wollten. Sie wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Heute sind solch feudale und personalisierbare Zustände bürokratisiert, sprich, ohne menschliches Gesicht installiert worden. Während Sie und ich jeden Tag für unsere Lieben, für unsere Entscheide, für unser Wirtschaften, unsere Produkte, unsere Mieten, unsere Gesetzeseinhaltungen etc. gerade stehen müssen und uns genau die Konsequenzen unseres Handelns gegenwärtigen, gibt es ganze Herrschaftsschichten, die sich alles leisten können, ohne jemals auch nur einen Bruchteil der Konsequenzen ihres falschen, verfehlten bis verwerflichen Handelns tragen zu müssen.

Diese Herrschaft des Niemands wurde schon vor fast 100 Jahren vom grossen Soziologen Max Weber beschrieben. Die menschenvernichtenden Konsequenzen solcher Herrschaften des Niemands wurden schon vor über 50 Jahren von der grossen Philosophin Hannah Arendt in «Eichmann in Jerusalem» analysiert.

Wenn wir als Menschen in einem System leben, in welchem alles Menschliche automatisiert, entpersonalisiert, anonymisiert, bürokratisiert und auf rechtliche Abläufe schematisiert wird, dann opfern wir wunderbare Menschen wie Lucie. Die Eltern von Lucie strengen zu Recht mit einer „Anklage gegen Unbekannt“ eine Klärung der Verantwortung an. Wahrscheinlich wird aber ihr Recht auf Schuldbenennung schliesslich wieder verletzt werden. Doch vielleicht helfen die Eltern von Lucie, endlich diese Herrschaft des Niemands zu brechen. Indem bei rechtlichen und politischen Entscheiden klare Verantwortung benannt wird (dies gilt auch für Wirtschaft und Technik). Treffen Menschen krasse Fehlentscheide bezüglich anderer Menschen, müssen sie auch Konsequenzen (Gefängnisstrafe, Busse, Berufssperre, Sozialdienst etc.) tragen. Menschen in Verantwortungspositionen müssen wissen, was Verantwortung und Leistung im Ernstfall heisst. Denn erst dann werden die Menschen sofort auch die sogenannten Abläufe und Bürokratiemechanismen ändern. So gäbe es einen Anreiz, die anonyme Verwaltung wieder menschlich, transparent und nachvollziehbar zu machen. Wir Menschen müssen wissen und auch tragen, was wir tun.

Lucies Leben wurde grausam beendet. Es war nicht einfach Schicksal, sondern da spielten mehrere (Glaubens)Systeme automatisch in die Hand des Mörders. Es wäre Zeit, genau diese Abläufe und Systeme zu ändern. Und dies gilt nicht nur bezüglich Haftentlassung, sondern auch bezüglich einer Gesellschaft, die Menschen überall nur noch als Kategorie entsorgt und auch wissenschaftlich so argumentiert, dass gerade die verantwortungslosen Menschen sich mit «Systemfehlern» von jeder Verantwortung und Mündigkeit freisprechen können.

Im Fall Lucie heisst dies auch: Wenn alle versagt haben, dann sollten auch alle dafür büssen - mindestens in der Form eines klassischen Lernprozesses und dem starken Willen: Ein Fall Lucie darf in der so kleinen, überschaubaren und sogenannt gut organisierten Schweiz nie, nie, nie mehr passieren. Erst dann können vielleicht auch die Eltern von Lucie ein bisschen Abschied nehmen.

 

Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

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