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Frauen dürfen im Iran bestimmte Berufe nicht ausüben. So ist etwa der Anwaltsberuf den Frauen im Iran untersagt.

 
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Montag, 15. Juni 2009 / 14:00:00

Wahlen im Iran: «Ein Coup D`Etat»

Im Gespräch mit «news.ch» berichtet ein in der Schweiz lebender iranischer Emigré von seiner Sicht auf die politischen Geschehnisse im Iran. Aus Sicherheitsgründen wird der Name des Interview-Partners nicht genannt.

Gibt es konkrete Hinweise für einen Wahlbetrug im Iran?

Iranischer Emigré: Laut Informationen aus dem Iran wurden die Wahlresultate in letzter Minute manipuliert, ein «Coup D`Etat» also! Stimmzettel-Boxen wurden ausgewechselt. Das Internet und SMS wurden und sind noch blockiert.

Was bedeutet Ahmadinejads Wahl für die unmittelbare Zukunft des Irans?

Iranischer Emigré: Die «Revolutionary Guard» (Miliz) wird weiterhin die Macht ausüben. Die zwei Gruppen werden sich weiter bekämpfen, aber allfällige Veränderungen sind erst mittelfristig zu erwarten.


Welche Auswirkungen hat die Wahl auf die Beziehungen mit dem Westen?

Iranischer Emigré: In der Aussen-Politik wird sich nicht viel verändern, Obama wird es schwierig haben einen Dialog zu führen!

Die Machtverhältnisse im Iran sind klar. 85 Prozent der Bevölkerung sind muslimische Schiiten. Was sind die Konsequenzen für die Minderheiten im Vielvölkerstaat Iran?

Iranischer Emigré: Es gibt keine Chancengleichheit. Die muslimischen Schiiten profitieren von vielen Privilegien. Sie haben mehr Chancen als die Minoritäten, wenn es etwa darum geht, Karriere zu machen. Sunniten, die zwischen 12 und 14 Prozent der Bevölkerung umfassen, dürfen beispielsweise keine hochrangigen offiziellen Stellen ausüben. Auch andere Minderheiten wie die Christen, Bahai, Juden, Zoroastrier sind klar im Nachteil.

Das Mullah-Regime umfasst 15 Prozent der iranischen Bevölkerung. Wie legitimiert das Regime seine Machtstellung?

Iranischer Emigré: Mit der Ideologie der muslimischen Schiiten. Man sollte sich diese vor Augen führen. Sie besagt, der entrückte Zwölfte Imam «Mahdi» kehre als Messias zurück. Er alleine sei der legitime Führer und würde die Welt zum wahren Glauben bekehren.

Ayatollah Khamenei, das religiöse Oberhaupt des Iran, sei in der Zwischenzeit der von Gott berufene Vertreter des zwölften Imam. Er geniesst absolute Autorität. Er fordert die Rückkehr zu den Grundprinzipien des Islam.

Inwieweit wird der schiitische Islam von den Mullahs instrumentalisiert?

Iranischer Emigré: Zu 100 Prozent. Sie benutzen diese Sekte des Islam für ihre Macht. Sie zahlen fast keine Steuern, nehmen das Erdölgeld ein und bewohnen luxuriöse Paläste aus der Schah-Zeit in Nord-Teheran.

Welche Ziele verfolgt der Staatspräsident Ahmadinejad mit seiner konfrontativen Aussenpolitik?

Iranischer Emigré: Sein Ziel ist der islamische Gottesstaat – unter der Prämisse: «Alle Nicht-Moslems sind dreckig». Die Hardliner in Teheran streben die Position einer Regionalmacht im Nahen und Mittleren Osten an. Die Islamische Republik der Schiiten soll Libanon, Irak und kleinere Staaten im arabischen Golf wie etwa Bahrain umfassen. Begünstigte sind in erster Linie Extremisten wie die Hamas im Gaza-Streifen und die libanesische Hisbollah.

Gibt es Parallelen zu den Taliban in Afghanistan?

Iranischer Emigré: Nein. Die Taliban sind sunnitische Fanatiker. Die Mullahs im Iran verfolgen dagegen eine schiitisch-islamische Ideologie. Die iranischen Prediger, Mullahs genannt, interessieren sich im Gegensatz zu den Taliban auch für die «westliche» Technologie. Kritische Weblogs im Internet etwa werden konsequent zensuriert.

Was sind die Folgen des Mullah-Regimes für die iranische Bevölkerung?

Iranischer Emigré: Es gibt keine Demokratie, keine Freiheit im Iran. Die Menschen leben in Armut, da die Profite aus dem Ölgeschäft im Ausland gebunkert werden und für die Finanzierung von Extremisten auch im Irak investiert werden. In diesem System haben die Frauen wenig Rechte und müssen strenge Regeln befolgen. Sie dürfen bestimmte Berufe nicht ausüben. So ist etwa der Anwaltsberuf den Frauen im Iran untersagt.

Was sind die Alternativen zu einem militärischen Eingriff im Iran?

Iranischer Emigré: Vorweg: Eine militärische Intervention im Iran wäre eine Katastrophe, da sie die Mullah-Regierung stärken würde. Die ganze Bevölkerung – auch Oppositionelle – würden das Regime im Kampf gegen die Aggressoren unterstützen und damit letztlich auch die Macht der Mullahs verlängern. Die Iraner sind grössere Nationalisten als die Iraker – sie würden ihr Land mit Händen und Füssen verteidigen.

Welche Rolle spielt derzeit der Iran im Irak-Konflikt?

Iranischer Emigré: Der Iran hat ein starkes Interesse, die Amerikaner aus dem Irak zu werfen, um selbst Einfluss im Irak auszuüben. Der Iran will die Rolle eines Gendarms im Nahen und Mittleren Osten einnehmen.

Welche Perspektive haben junge Iraner im eigenen Land?

Iranischer Emigré: Keine. Mehr als 60 Prozent der 70 Millionen Einwohner sind unter 30 Jahre alt. Die Arbeitslosigkeit beträgt bei den Jungen 30 Prozent. Da nützt auch ein Studium nichts.

Welche Ziele verfolgt der Widerstand?

Iranischer Emigré: Vom Sturz des Mullah-Regimes erhofft sich der Widerstand mehr wirtschaftliche Stabilität. Der Iran war vor der Revolution aus wirtschaftlicher Sicht fortschrittlicher als beispielsweise die Türkei, Taiwan oder Malaysia.

Wie wichtig ist das Internet, beispielsweise YouTube oder Weblogs, für den Widerstand?

Iranischer Emigré: So wichtig, dass das Regime YouTube und Weblogs verbietet. Aber die jungen Iraner sind mit dem Internet gut vertraut und können die Zensur mit sogenannten «Anti-Filtern» umgehen. So wurde der Mord am Regimekritiker Manoucher Faranghis, der im Alter von 82 Jahren am 20. März 2008 unweit von Madrid durch mehrere Messerstiche getötet wurde, vor allem in Blogs und News-Websites thematisiert - weniger in Zeitungen. Der «Iran Focus» titelte: «Murder in Spanish capital by Iran’s Intelligence Ministry?».

Hat der iranische Geheimdienst diesen Mord umgesetzt?

Iranischer Emigré: Ja. Faranghis war Zoroastrier – also Angehöriger einer Glaubensrichtung, die bereits im vorislamischen Iran verbreitet war – und unterstützte zoroastrische Vereine. Diese sind den Mullahs ein Dorn im Auge. Viele junge Exil-Iraner in Europa konvertieren vom islamischen Glauben zum zoroastrischen Glauben, was im Iran unter Todesstrafe steht. Ich bin überzeugt, dass iranische Mordkommandos ihn beseitigt haben. Wie immer ohne Spuren zu hinterlassen. In Europa wurden bereits siebzig Oppositionelle hingerichtet. Immer mit dem Messer. In Deutschland wurde einem Oppositionellen der Kopf abgeschnitten. Leider werden nur die wenigsten dieser Morde aufgedeckt.

Welchen Beitrag für eine friedliche Zukunft im Iran kann der Westen leisten?

Iranischer Emigré: Der Westen müsste Sanktionen erlassen, oppositionelle Gruppen in Europa unterstützen und die politischen Beziehungen zum Iran abbrechen. So würde die Regierung im Iran keine sechs Monate weiterbestehen.

Kevin Lancashire (Quelle: news.ch)

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